©Thea Nivea
Thea Nivea Glosse
Thea Nivea
Hi, ich bin Thea Nivea. Nivea hab ich von meinem Vater. Weil ich als Kind mal Nivea gegessen habe. Erklärt er jedem, ders nicht hörn will. Überhaupt erklärt er reichlich viel. Damit ich durchblicke, sagt er. Dabei blick ich schon durch, sogar bei Politik. Oder bei Fußball. Und erklär ihm auch manchmal was. Oder meine Mutter mischt sich ein. Was dabei raus kommt, na ja, könnt Ihr selbst lesen, jeden Monat. Wenn Ihr mir was erklärn wollt, schreibt mir einfach: t.nivea@frizzmag.de
Was ist los, fragt meine Mutter, du guckst so unversöhnlich. Ich lese gerade, sag ich, die Prognosen zur Landtagswahl in Thüringen. Sollte man nur machen, sagt mein Vater, wenn man auch sonst keine Hoffnung mehr hat. Die SPD ist die einzige Ampelpartei, sag ich, die knapp im Landtag vertreten wäre. Warten wirs ab, sagt meine Mutter. Worauf, frag ich, ob die Grünen 3 oder 4 Prozent kriegen oder die AfD knapp über oder unter 30? 88 Sitze, sagt mein Vater, hat der Thüringer Landtag, das alleine reicht schon, dass es einem suspekt ist. Haha, sagt meine Mutter. Genau, sag ich, HH. Heil Höcke, sagt mein Vater, ohne den geht kein Zweierbündnis. Ohne AfD gehts nur zu dritt, sag ich, also brauchts CDU und BSW plus SPD oder Linke. Prima Aussichten, sagt meine Mutter, da kann man fast froh sein, dass es das Bündnis Sahra Wagenknecht gibt. Dabei, sagt mein Vater, ist die Wagenknecht nur ein Produkt der Lügenpresse. Wie meinst du das, fragt meine Mutter. Ohne die Talkshows in den Öffentlich-Rechtlichen, sag ich, wäre sie unbedeutend. Mit der AfD ist es ganz ähnlich, sagt mein Vater. Ich verstehe nicht, sagt meine Mutter, warum die Menschen im Osten die so stark wählen. Die wurden Jahrzehnte lang verarscht, sagt mein Vater, jetzt fühlen sie sich wieder verarscht und die AfD ist die einzige Partei, die ihnen das genau so bestätigt. Sie würden doch, sagt meine Mutter, von der AfD erst recht verarscht werden, da muss man doch nur mal das Wahlprogramm lesen. Das tun sie aber nicht, sagt mein Vater. Was heißt das in der Konsequenz, frag ich. Die noch etablierten Parteien, sagt mein Vater, müssen bessere Politik machen. Allen voran die Ampel in Berlin, sag ich. Z. B. eine Park-Flat vorschlagen, sagt meine Mutter. Genau das ist wieder so ein Ding, sag ich, einer der schwachsinnigsten Vorschläge aller Zeiten, aber er wird ohne Not in der Presse hochgezogen. Mindestens in Darmstadt, sagt meine Mutter, hätte man das ignorieren können. Stattdessen, sagt mein Vater, erst ein fetter Bericht, dann noch ein Pro und Contra im Armstädter Blecho. Immerhin, sag ich, erfahren wir dort auch ne Menge über unsere lokale Politikprominenz. Z. B., sagt meine Mutter, dass Benz trickst. Und, sagt mein Vater, dass die Grünen nicht blauäugig sind. Und Siebel ein ganz Harter ist, sag ich, und nur die Harten kommen ja in den Garten. Und dass die beiden CDU-Frauen, sagt mein Vater, mit allem koalieren, was rechnerisch möglich ist. Außer, sagt meine Mutter, mit der AfD und der Linken. Apropos, sagt mein Vater, in Thüringen hätte eine Koalition aus AfD und Linken eine Mehrheit. Was hat das jetzt mit Darmstadt zu tun, fragt meine Mutter. Hoffentlich noch lange nix, sag ich. Weil die Politik hier pragmatischer geworden ist, sagt mein Vater, seit der OB-Wahl. Woran machst du das fest, fragt meine Mutter. Am Brückenbauen z. B., sagt mein Vater. Typisches Beispiel, sag ich, unser Mobilitäts-Paule macht mal nen eigenständigen Vorschlag, aber schon geht das Gezetere los: Das Stadtbild wird beschädigt, die historische Umgebung ramponiert. Ist doch nachvollziehbar, sagt meine Mutter, die Rheinstraße ist schließlich eine markante Sichtachse. Nur für den alten Lui, sagt mein Vater, von oben auf der Säule kann der locker drüber gucken und von unten siehst du maximal bis zum Mengler-Hochhaus. Mengler, frag ich. Eigenes Thema, sagt mein Vater, stadtbildprägender als die Bögen der Wandreyschen Variante, besprechen wir mal später. Apropos, sagt meine Mutter, gibts noch was zu besprechen, ich will schwimmen gehen. Grube oder Woog, frag ich. Im Moment lieber Woog, sagt meine Mutter. Woog und Meiereibach, sag ich, wäre auch noch ein Thema. Und die Darmstädter Riesenkitas, das Welterbefest, 80 Jahre Brandnacht, sagt mein Vater. Die Sonne scheint, sagt meine Mutter, und ich gehe jetzt schwimmen. Gut, sag ich, ich geh mit, wir reden heute Abend weiter, was ist mit dir, Papa? Geht ihr mal, sagt mein Vater, ich guck lieber Lilien. Sollte man derzeit nur machen, sag ich, wenn man … Jaja, sagt mein Vater. Guck nicht so unversöhnlich, sagt meine Mutter.