©Thea Nivea
Thea Nivea Glosse
Thea Nivea
Hi, ich bin Thea Nivea. Nivea hab ich von meinem Vater. Weil ich als Kind mal Nivea gegessen habe. Erklärt er jedem, ders nicht hörn will. Überhaupt erklärt er reichlich viel. Damit ich durchblicke, sagt er. Dabei blick ich schon durch, sogar bei Politik. Oder bei Fußball. Und erklär ihm auch manchmal was. Oder meine Mutter mischt sich ein. Was dabei raus kommt, na ja, könnt Ihr selbst lesen, jeden Monat. Wenn Ihr mir was erklärn wollt, schreibt mir einfach: t.nivea@frizzmag.de
Ich finds gut, sag ich, was da in der Stavo gelaufen ist. War nicht immer deine Strategie, sagt mein Vater, die AfD konsequent zu ignorieren? Schon, sag ich, wir haben denen bei uns nie ein Forum gegeben, aber in der direkten Auseinandersetzung muss man sie stellen, der Wandel zum harten politischen Diskurs war wichtig. Gerade bei so scheinheiligen Anträgen, sagt meine Mutter. Die Suggestion der Opferrolle, sagt mein Vater. Genau, sagt meine Mutter. Inzwischen liegen die Grünen vorne, sag ich, ihr habt die AfD überholt, 2023 gabs knapp 2.800 Straftaten gegen Politikerinnen und Politiker, davon 1.200 gegen die Grünen. Stimmt, sagt mein Vater, keine andere Partei erfährt aktuell so viel negative Wertschätzung. Negative Wertschätzung, sagt meine Mutter, was ist das denn für ein Ausdruck. Ein angemessener, sagt mein Vater, weil gebasht wird, was mit Erfolg zu tun hat. Wären die Grünen unbedeutend, sag ich, hätte die CDU in Hessen sie nie zum Hauptgegner hochstilisiert. Dito die CSU in Bayern, sagt mein Vater, wer für das Verbot von Fleisch steht, kann für die CSU kein natürlicher Partner sein. Die Grünen, sagt meine Mutter, haben nie ein Verbot von Fleisch gefordert. Aber sie wollen Uli Hoeneß die Bratwurst vermiesen, sagt mein Vater. Behauptet wer, fragt meine Mutter. Uli Hoeneß, sagt mein Vater. Beim FC Bayern sind sie gerade eh alle mies drauf, sag ich, da ist das Tischtuchel zerschnitten, der Stimmungsklimawandel ist offensichtlich. Und in Darmstadt, sagt meine Mutter, ist der reale Klimawandel auch offensichtlich. Stimmt, sag ich, und was ich echt krass fand, ist der gemessene Temperaturunterschied zwischen darmstadtium und Oberwaldhaus, im Sommer nachts fast 10 Grad. Deswegen ist es eine echte Katastrophe, sagt meine Mutter, dass die schlauen Wasserprojekte abgeplant werden mussten, die Offenlegung des Darmbachs wirds wieder nicht geben. Smarte Ampeln aber auch nicht, sagt mein Vater, die ganze Haushaltslage ist halt eine echte Katastrophe, 3.000 Euro Schulden pro Kopf, das ist mal ne Hausnummer. Wir müssen jetzt ganz stark sein, sag ich, wie ja der Kämmerer schon meinte, wenn selbst die Offenbacher bei den Gewerbesteuereinnahmen mit uns gleichgezogen haben. Ich kann nicht wirklich nachvollziehen, sagt mein Vater, was so schlimm sein soll, mit Offenbach auf Augenhöhe zu sein. Da kommt halt dein Geburtsfehler durch, sag ich. Bei den Einwohnerzahlen werden sie jedenfalls nicht so schnell gleichziehen, sagt meine Mutter. 2035 soll es über 177.000 Darmstädter geben, sag ich, findet ihr das gut? Dann reduziert sich vielleicht die Pro-Kopf-Verschuldung, sagt mein Vater. Eher das Gegenteil, sag ich, das zieht ordentlich Investitionen in die Infrastruktur nach sich. Deshalb will unser OB, sagt mein Vater, die Debatte, wie die Stadt wachsen soll, am Leben erhalten. Und das heißt genau was, fragt meine Mutter. Da gabs mal so nen Club in Rom, sag ich, der hat schon weit, weit vor meiner Geburt festgestellt, dass es Grenzen des Wachstums gibt. Das gilt, sagt mein Vater, denk ich auch für Darmstadt. Ich bin, sagt meine Mutter, strikt gegen einen Willkommensklimawandel. Wärmer dürfte es schon noch werden, sag ich, das bundesweite Willkommensklima. Wir brauchen Zuwanderung ohne Ende, sagt mein Vater, was alleine im ÖPNV ausfällt, nur weil es nicht genug Busfahrer und Lokführer gibt. Das lösen wir künftig mit KI, sag ich, der autonom fahrende HeinerLiner wartet nur noch auf die Genehmigung. Na dann, sagt meine Mutter, ich würde mich nicht in ein autonom fahrendes Taxi setzen, und ich weiß auch nicht, ob sich meine Skepsis da noch mal in Vertrauen wandelt. Ein Wandel, sag ich, gefällt mir übrigens besonders gut, gerade jetzt im Frühling. Der wäre, fragt meine Mutter. Ein Wandel über die Rosenhöhe, sag ich. Gut, sagt mein Vater, wir wandeln unsere Debatte in einen Spaziergang um. Und dann wandeln wir weiter zum Oberfeld, sagt meine Mutter. Über den künftigen Horst-Knechtel-Weg, sagt mein Vater. Dass der jetzt so einhellig wertgeschätzt wird, sag ich, ist auch ein schöner Wandel.