©Thea Nivea
Thea Nivea Glosse
Thea Nivea
Hi, ich bin Thea Nivea. Nivea hab ich von meinem Vater. Weil ich als Kind mal Nivea gegessen habe. Erklärt er jedem, ders nicht hörn will. Überhaupt erklärt er reichlich viel. Damit ich durchblicke, sagt er. Dabei blick ich schon durch, sogar bei Politik. Oder bei Fußball. Und erklär ihm auch manchmal was. Oder meine Mutter mischt sich ein. Was dabei raus kommt, na ja, könnt Ihr selbst lesen, jeden Monat. Wenn Ihr mir was erklärn wollt, schreibt mir einfach: t.nivea@frizzmag.de
Eins ist ja mal klar, sagt mein Vater, unterm Strich hab ich gewonnen. Du, fragt meine Mutter. Dein Kandidat, sag ich, und, ich geb zu, deutlich. Da haben euch eure ganzen familieninternen Umfragen nix genutzt, sagt mein Vater. Ja, sag ich, er hat einen guten Wahlkampf gemacht, sehr kluger Schachzug, anzukündigen, Wandrey als Dezernent seinen Mobiltätsfrieden machen zu lassen. Balsam auf die Wunden der kleingehaltenen CDU, sagt mein Vater. Halt die Populismuskarte gezogen, sagt meine Mutter. Letztlich, sagt mein Vater, sind die Grünen an ihrem Machtkanibalismus gescheitert. Und Michael Kolmer musste es ausbaden, sag ich, der kann aber am wenigsten dafür. So gings uns Sozen vor 12 Jahren, sagt mein Vater, da haben wir die Quittung für unsere Arroganz bekommen. Ich geb zu, sagt meine Mutter, das ist schwer zu verdauen. Stimmt, sag ich, es hat nämlich nicht nur die SPD gewonnen, sondern mit Hanno Benz das personifizierte Feindbild vieler Grüner schlechthin. Ich bin sicher, sagt mein Vater, Dani Wagners unterirdischer Facebook-Post hat Hanno noch ein paar Stimmen mehr gebracht. Ich war, ehrlich gesagt, sagt meine Mutter, auch geschockt über diese hohe negative Energie. Zwischen den Zeilen Hass pur, sagt mein Vater. Meinst du, frag ich meine Mutter, dass Jochen Partsch immer noch mit sich im Reinen ist? Er wird so tun, sagt mein Vater, dafür ist er Profi genug. Aber, sag ich, er wird noch ein paar Spitzen setzen. Gut, sagt meine Mutter, dass ihr das schon so wisst, dann brauch ich ja nicht mehr zu antworten. Fakt ist, sagt mein Vater, dass Partsch jetzt etwas fehlt, um ein ganz Großer zu sein. Nämlich, fragt meine Mutter. Er hat, sagt mein Vater, seine Nachfolge nicht gescheit regeln können. Das hat, sag ich, der letzte Großherzog auch nicht geschafft. Stimmt, sagt mein Vater, und auch damals hat ein Sozialdemokrat übernommen. Ich könnte mir denken, sag ich, dass die Amtsübergabe am 25. Juni eine ganz bittere Stunde für ihn wird. Für uns Grüne insgesamt, sagt meine Mutter. Mit Kerstin als OBin, sag ich, hätten die Grünen besser leben können. Insofern, sagt mein Vater, sind die grünen Wahlkampfaktionen gegen sie nach hinten losgegangen. Sie haben halt schon gewusst, sag ich, dass Michael Kolmer in der Stichwahl gegen Kerstin verlieren würde. Was sie nicht kapiert haben, sagt mein Vater, dass Kolmer die Stichwahl gegen egal wen verloren hätte. Es war eben, sag ich, nicht mehr nur eine Persönlichkeitswahl. Dann also auch nicht pro Sozen, sagt meine Mutter, dann kann von Auferstehung auch nicht die Rede sein. Ostern ist ohnehin schon vorbei, sag ich. Die wahre Auferstehung der Sozen, sagt mein Vater, kommt mit der Landtagswahl im Oktober. Aha, sagt meine Mutter. Wenn, sagt mein Vater, Anne Marquardt Hilde Förster das Direktmandat abnimmt. Und Bijan Kaffenberger den Südkreis souverän verteidigt, sag ich. Und Tarek Al-Wazir hessischer Ministerpräsident wird, sagt meine Mutter. Und es auch in Hessen ampelt, sagt mein Vater. In Hessen fliegt die FDP raus, sag ich, und eine CDU-freie Regierung gibt es nur, wenn die Grünen stärker sind als die SPD. Da könntest du leider recht haben, sagt mein Vater. Wieso, fragt meine Mutter. Weil, sag ich, es die Hessen-Grünen unter einem CDU-MP deutlich bequemer hätten als mit Nancy Faser. Und, sagt mein Vater, die SPD nicht mehr der natürliche Partner der Grünen ist. Sagt wer, fragt meine Mutter. Sagt Anton Hofreiter, sag ich, aber der meint die Bundespolitik, landesweit machen es die Grünen doch inzwischen mit jedem. Außer, sagt meine Mutter … Ja, Mama, unterbreche ich sie, dass wissen wir hier alle. Aber wer weiß, sagt meine Mutter, was bis Oktober noch so alles passiert. Grünes Wundenlecken bis Pfingsten, sagt mein Vater. Und wer weiß, frag ich, wie lange Grün-Schwarz-Lila in Darmstadt hält? Das wird halten, sagt meine Mutter, es soll ja keinen Stillstand geben. Den wirds auch nicht geben, sagt mein Vater. Weil, sag ich, Pfingsten der heilige Geist über die Stadtregierung kommt? Weil, sagt mein Vater, Pfingstsonntag die Lilien aufgestiegen sind.