©Thea Nivea
Thea Nivea Glosse
Thea Nivea
Hi, ich bin Thea Nivea. Nivea hab ich von meinem Vater. Weil ich als Kind mal Nivea gegessen habe. Erklärt er jedem, ders nicht hörn will. Überhaupt erklärt er reichlich viel. Damit ich durchblicke, sagt er. Dabei blick ich schon durch, sogar bei Politik. Oder bei Fußball. Und erklär ihm auch manchmal was. Oder meine Mutter mischt sich ein. Was dabei raus kommt, na ja, könnt Ihr selbst lesen, jeden Monat. Wenn Ihr mir was erklärn wollt, schreibt mir einfach: t.nivea@frizzmag.de
Das ist nicht dein Ernst, sagt mein Vater. Doch, sag ich, irgendwann muss Schluss sein. Aber warum gerade jetzt, fragt meine Mutter. Weil, sag ich, ich mir vorgenommen habe, bei jedem Glossen-Jubiläum darüber nachzudenken, ob ich aufhöre. Denken ja, sagt mein Vater, aufhören nein. Der denkende Mensch realisiert sich nur im Handeln, sag ich. Das ist Adorno, sagt mein Vater, du bist Thea. Und du bist auf die Schnapsidee gekommen, sag ich, ich könnte eine kommunalpolitische Glosse schreiben, ich war 14. Knapp 15, sagt mein Vater, und du hast in unseren Diskussionen ganz oft die Dinge auf den Punkt gebracht. Für mich verblüffend oft, sagt meine Mutter. Wahrscheinlich, sag ich, weil Kinder und Narren die Wahrheit reden. Helau, sagt mein Vater. Häh-Hopp, sag ich. Fastnacht ist vorbei, sagt meine Mutter. Meine Glossenzeit auch, sag ich, ich werde diesen Monat 30 und mache das schon mein halbes Leben. Du setzt eben dein Denken konsequent in Handeln um, sagt mein Vater. Quatsch, sag ich, ich schreib nur das auf, was wir hier so labern. Am Anfang hat dich dein Vater dabei sehr unterstützt, sagt meine Mutter. Ja, sag ich, weil ich nicht wirklich den Durchblick hatte, deshalb musste ich immer schreiben: Ich blick nicht durch, weil das wahrscheinlich cool sein sollte, so ne Kleine, die ein bisschen naiv auf den Nabel der Darmstädter Politik guckt und dabei, ach wie süß, den Nagel zufällig auf den Kopf trifft. Dafür hast du dich schnell emanzipiert, sagt mein Vater. Was blieb mir übrig, sag ich, es ist halt nicht lustig, ständig angequatscht zu werden mit: Na, Thea, blickst du wieder mal nicht durch? So schlimm war das für dich, fragt meine Mutter. Naja, sag ich, den Vorhang-Auf liest ja zum Glück kaum einer von meinen Leuten, und als ich denen dann so mit 17 gezeigt hab, was ich da jeden Monat von mir gebe, fanden dies schon ganz okay, nur das Blatt eben voll uncool. Mit dem FRIZZ wurde ja alles besser, sagt mein Vater. Nicht wirklich, sag ich, als cool galt doch sowieso nur das P. Das ist heute noch so, sagt meine Mutter. Das Echo darauf ist geteilt, sagt mein Vater. Das Echo auf meine Glossen auch, sag ich, jedenfalls haben meine Fanposts stark nachgelassen, meine Glosse wird niemand vermissen. Den neuen OB glossistisch zu begleiten, fragt meine Mutter, das reizt dich gar nicht? Das wär ja schon mein dritter, sag ich. Aller guten Dinge sind drei, sagt mein Vater. Also, ganz ehrlich, sag ich, meinen ersten fand ich nicht so gut, der hat ja auch geglaubt, Thea Nivea wäre jemand ganz anderes, und wer weiß, ob der nächste gut wird. Oder die nächste, sagt meine Mutter. Wenns d i e wird, sag ich, dann würd ichs mir vielleicht noch mal überlegen. Davon würde ich das nicht abhängig machen, sagt mein Vater. Ich bin jetzt 15 Jahre quasi im Amt, sag ich, Jochen Partsch hört schon nach 12 auf. Der hört nicht auf, sagt meine Mutter, der macht was anderes. Schon klar, sag ich, er wird Minister in der neuen Landesregierung. Weißt du da was Genaueres, fragt mein Vater. Nee, Spruch, sag ich, keine Ahnung. Der Schellenberg macht auch noch 6 Jahre weiter, sagt mein Vater. Stimmt, sag ich, ganz still und leise ist der im Windschatten der OB-Wahl wiedergewählt worden. Der macht ja auch, sagt meine Mutter, ganz geräuschlos seinen Job. So jemand wird von jedem OB gebraucht, sag ich, egal von wem. Von wem ist mir aber nicht egal, sagt meine Mutter. Dann lass uns mal die Stichwahlkandidaten tippen, sagt mein Vater. Jetzt geht das wieder los, sag ich, ham wir das nicht schon mal gemacht? Dann eben noch mal, sagt mein Vater, ich tippe auf Benz gegen Wandrey. Ich auf Kolmer gegen Benz, sagt meine Mutter. Na gut, sag ich, ich tipp auf Kolmer gegen Lau. Und der Wetteinsatz, fragt mein Vater. Wer recht hat, sagt meine Mutter, entscheidet, ob du weitermachst. Und wenn nix stimmt, sag ich, hör ich auf. Nein, sagt mein Vater, dann tippen wir neu, wie die Stichwahl ausgeht. Von mir aus, sag ich. Dann, fragt meine Mutter, ist das also nicht deine letzte Glosse? Vielleicht, sag ich, nur meine letzte Glosse vor der OB-Wahl.