© Klaus Mai
Honig ist gesund. Er ist nicht nur schmackhaft, sondern enthält auch viele wichtige Nährstoffe für die menschliche Ernährung. Je nach Herkunft, Aroma und Farbe, es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Das verdanken wir dem sprichwörtlichen Fleiß der Bienen. Und nicht nur das. Als die wichtigsten Bestäuber von Blühpflanzen haben sie einen hohen ökonomischen Wert für die Landwirtschaft.
Es war Liebe auf den ersten Blick. Man nimmt es dem Imkermeister Peter Wagner sofort ab, wenn er sich dazu bekennt. Mit 14 Jahren ist es während der Sommerferien passiert, bei einem Onkel im Oberhessischen. Dieser hatte ein paar Bienenstöcke. Es war der Beginn einer dauerhaften Liebe zu den Bienen und der anhaltenden Begeisterung für die Imkerei.
Seit mehr als dreißig Jahren führt Wagner den Imker-Meisterbetrieb. Es ist ein Familienunternehmen. Seine Frau Ina und Sohn Max arbeiten mit, Tochter Lisa verbringt zurzeit ihr Freiwilliges Soziales Jahr im Betrieb und ist eine zusätzliche Stütze. Sehr zur Freude des Vaters teilt Sohn Max seine Liebe zur Imkerei und zur Arbeit in der freien Natur. Er wird den Betrieb übernehmen. Damit ist der Fortbestand der Imkerei in bewährter Familienhand gesichert.
Die Imkerei Peter Wagner liegt kurz hinter Jugenheim im landschaftlich reizvollen Balkhäuser
Tal. Hier ist der Hauptbetrieb, in dem der Honig geschleudert und abgefüllt wird. Ein zusätzlicher kleinerer Betrieb befindet sich auf der Insel Fehmarn. Ernte und Verarbeitung werden in mühevoller Handarbeit ausgeführt. Das Ergebnis ist ein naturbelassener Honig mit optimaler Nährstoffzusammensetzung. Honig enthält viele Bestandteile, die für die menschliche Ernährung wichtig sind. Trauben- und Fruchtzucker kurbeln den Stoffwechsel an. Enzyme, Mineralstoffe, Spurenelemente, Fermente und Vitamine ergänzen das Portfolio des vielseitigen Nahrungsmittels.
Auch wenn die Trachtquellen überwiegend in der Region liegen, finden die Bienen dort kaum noch ein ganzjähriges Nahrungsangebot. Daher betreibt Wagner eine Wanderimkerei. In nächtlichen Umzügen gehen die Bienenstöcke auf die Reise und wechseln je nach Blütezeit den Standort. Die Saison ist kurz. Sie beginnt im April und endet im August. Zunächst finden die Bienen Nahrung im Vorderen Odenwald, bei Frühblühern wie Weiden, Erlen und Haselnuss. Mitte Juni geht die Reise ins Hessische Ried zur Linden- und Fenchelblüte und auf die Insel Fehmarn zur Rapsblüte. Dann steht der Schwarzwald auf dem Programm, um Nektar für den schmackhaften Weißtannenhonig zu sammeln, ebenso die Pfalz, die Edelkastanien bietet. Danach geht es zurück ins Winterquartier im Balkhäuser Tal. Die klimatisch günstige Region der Bergstraße ist dafür bestens geeignet. Um die Bienenvölker vor dem Verhungern zu bewahren, werden sie während des Überwinterns mit einer Zuckerlösung gefüttert.
Bienen sind nicht nur fleißig, „sie kommunizieren auch intelligent“, schwärmt der begeisterte Imker. Sie haben ein ausgeklügeltes Ortungssystem. Speziell vom Volk ausgesuchte Bienen, die „Spurbienen“, zeigen den anderen den Weg zu einträglichen Nahrungsquellen. Sie geben im „Schwänzeltanz“ zielgenau Richtung und Entfernung in Abweichung zur Senkrechten und zur Sonne vor.
Ein Wermutstropfen trübt das ansonsten so harmonische Bild des Imkerns: das Insektensterben. Honigbienen sind die wichtigsten Bestäuber von Wild- und Kulturpflanzen. Von daher hat die Imkerei eine hohe volkswirtschaftliche Bedeutung für die Landwirtschaft. Weltweit – auch in Deutschland – ist ein Abnehmen des Bestands an Bienenvölkern zu verzeichnen. Die Gründe sind vielfältig: Monokulturen in der Landwirtschaft, der Verlust von Biotopen, Pestizide und Parasiten wie Milben oder Viren und der Klimawandel können eine Rolle spielen. Fakt ist, dass der weltweite Rückgang von Bienen und Insekten massive wirtschaftliche Folgen für die Ernte von Kulturpflanzen, insbesondere von Obst und Beeren, hat. Es gibt jedoch noch keine verlässlichen Langzeitstudien, die wissenschaftlich gesicherte Aussagen zu den Ursachen machen. Abgesehen davon, dass die Phänomene auch regionalen Besonderheiten unterliegen.
Der Feind Nummer eins der Biene ist weltweit die Varroamilbe, die das Bienenvolk schwächt und für Viren anfällig macht. Der Parasit ist Hauptursache des überwiegend im Herbst und Winter auftretenden seuchenartigen Bienensterbens. Zunächst nur schwer erkennbar, da sich die Milbe in der verdeckelten Brut entwickelt und vermehrt. Hier hilft nur Sichtkontrolle. Haben die auf einem Boden im Bienenstock gesammelten toten Milben eine kritische Anzahl erreicht, „bedeutet das nur noch einen Neustart“, so Wagner, „die komplette Entnahme der Brut“. Reserveeinheiten für Verluste hat Peter Wagner für alle Fälle zur Hand, heute fünfmal so viel wie zu Beginn seiner Tätigkeit als Imker.
Allerorten werden mit Begeisterung Insektenwiesen gesät, im privaten wie im öffentlichen Gelände. Saatgut gibt es überall zu kaufen. Das ist sicher lobenswert, aber hilft lediglich zur Beruhigung des schlechten Gewissens. Nimmt man die Anzeichen ernst, kann nur ein sorgsamer und nachhaltiger Umgang mit der Natur helfen.
Imkerei Peter Wagner
Schelleklingenweg 3, 64342 Jugenheim, Ortsteil Balkhausen
Tel.: 06257 / 3393
E-Mail: info@odenwald-bienen.de
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