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„echoes“ sind eine der erfolgreichsten Pink Floyd-Tributebands der Welt und die angesagtesten „Floydianer“ Deutschlands. Gitarrist und Sänger Oliver Hartmann erklärt Interview den Erfolg von Tributebands und das Phänomen „Pink Floyd“. FRIZZmag: „echoes“ wurde bereits vor fast einem Vierteljahrhundert als „Pink-Floyd“-Tributeband gegründet. Damals, Mitte der Neunziger, waren Formationen dieser Art noch nicht sehr populär. Wie ist „echoes“ entstanden?
Oliver: Unser Drummer Steffen Meier und unser Keyboarder Paul Ahrens waren und sind riesige Floyd-Fans und hatten einfach Lust, diese Songs nachzuspielen. „echoes“ war in der Tat eine der ersten Bands, die das Tribute-Thema aufgegriffen und sich voll und ganz nur diesem einen Sound verschrieben haben. Nach ersten Erfolgen in der Region wuchs die Band immer weiter und konnte sich schließlich auch international etablieren. Ich selbst bin seit 2002 dabei.
In den vergangenen zwei Dekaden hat sich das Musikgeschäft massiv verändert. Alben und Streaming sind für Bands immer weniger lukrativ, das Geld wird vor allem mit Tourneen verdient. Das Konzertgeschäft boomt wie nie zuvor. Woher rührt diese große Begeisterung der Leute für Livekonzerte Deiner Meinung nach?
Durch das Internet ist Musik allgegenwärtig und immer sofort verfügbar geworden. Das ist natürlich sehr praktisch, führt aber auch zu einer gewissen Reizüberflutung und Beliebigkeit. Konzerte hingegen waren und sind das Highlight, der besondere Moment, der Fans und Musiker zusammenbringt. Das war bei uns älteren Musikfans schon immer so: man hat sich das neue Album seiner Lieblingsband gekauft und sich dann gefreut, die neuen Songs live zu erleben. Dieses „live erleben“ hat in den letzten Jahren aber auch die „Spotify-Generation“ immer mehr für sich entdeckt. Live ist einfach wesentlich lebendiger, als Songs auf dem Handy anzuhören.
„echoes" ist nicht die einzige erfolgreiche Tributeband. Mittlerweile gibt es Bands, die ebenfalls überaus erfolgreich den Sound von „Floyd“ und anderen Legenden auf die Bühne bringen, beispielsweise die kanadische Band „The Musical Box“, die sich ausschließlich dem Frühwerk von „Genesis“ verschrieben hat. Wie erklärst Du dir den großen Erfolg des Tribute-Konzepts?
Da sehe ich verschiedene Gründe. Zum einen bringen Tributebands den Sound von Bands wieder auf die Bühne, die das selbst seit längerer Zeit nicht mehr tun, weil sie sich aufgelöst haben oder Mitglieder verstorben sind, wie das ja auch bei „Pink Floyd“ der Fall ist. Da gibt es sehr viele Fans, die sich nochmal in ihre Jugend zurückbeamen möchten oder junge Leute, die das Original nicht mehr live sehen konnten und neugierig sind, die Songs mal im Konzert zu erleben. Zum anderen liegt es aber auch an den Ticketpreisen, denn wenn eine dieser großen alten Bands nochmal auf Tour geht, sind die Preise oft immens hoch. Das kann sich nicht jeder leisten und da kann eine Tributeband, die den Vibe des Originals adäquat einfängt, eine gute Alternative sein.
Tributebands übernehmen also im Rock quasi die Funktion, die Orchester in der Klassik inne haben?
Das kann man so sehen, ja. Tributebands hören öfter diesen Spruch: „Ach, die spielen ja die Songs nur nach“. Berühmten Orchestern wie den „Berliner Philharmonikern“ würden man diesen Vorwurf nicht machen, dabei „covern“ sie im Grunde auch nur die Werke alter Meister.
Euer Bandname ist auch der Titel eines legendären Floyd-Songs vom Album „Meddle“ von 1971. Für viele Fans gilt dieses Album als Beginn der „großen“ Phase von Pink Floyd, die die Band ab 1973 mit dem Klassiker „Dark Side Of The Moon“ zu Weltruhm führte. Pink Floyd haben ja in ihrer über 40jährigen Karriere ganz unterschiedliche stilistische Phasen durchlaufen. Konzentriert ihr Euch hier auf eine bestimmte Epoche?
Wir haben über die Jahre immer wieder mal versucht, Songs aus dem Frühwerk, wie „Astronomy Domine“, mit ins Programm zu nehmen, haben aber bald gemerkt, dass wir den sogenannten „Best of“-Katalog, also sie Werke, die ab den frühen 70ern entstanden sind, am besten repräsentieren können. Man ist ja nicht nur Covermusiker, sondern hat auch seine musikalische Identität und seine Präferenzen. Und „echoes“ ist wirklich eine Art Blaupause für den Sound, der „Pink Floyd“ dann ausgezeichnet und weltberühmt gemacht hat. Deswegen geht der Name für uns als Band auch absolut in Ordnung.
In der „Centralstation“ seid Ihr Ende Januar mit einem ganz besonderen Projekt live zu Gast: „barefoot to the moon“ ist „Pink Floyd“, rein akustisch. Die Band ist ja seit jeher für ihren opulenten Sound mit verschiedenen elektronischen Elementen und zahlreichen Effekten bekannt. Wie setzt ihr das „unplugged“ um?
Als ich die Idee für eine unplugged Variante der „Floyd“-Songs hatte, war das in der Tat die große Herausforderung: das Bombastische aus der Musik zu nehmen und in ein passendes akustisches Gewand zu kleiden, ohne aber der Musik das Besonderen und ihre Größe zu nehmen. Eine gewisse Soundfülle war aber nur machbar, indem wir ein Streichquartett ins Ensemble integriert und die Songs etwas umarrangiert haben. Ich denke, dass uns das unplugged-Set ganz gut gelungen ist. Mittlerweile ist es auch ein fester Bestandteil von „echoes“ mit dem wir regelmäßig live unterwegs sind. Und es macht immer sehr großen Spaß, die Songs von dieser ganz anderen Seite zu hören.
Wie sind denn die Reaktionen der Fans auf dieses Projekt? Es gibt hier ja keinen Vergleich, da das Original nie eine Show dieser Art gespielt hat.
Durchweg positiv. Es ist auch für die Fans eine ganz neue Farbe im Sound und erweitert für den ein oder anderen den Horizont dieser Musik. Die Leute finden es immer wieder spannend, zu erleben, wie wir gerade die sehr opulenten Passagen der Songs, wie beispielsweise den langen Mittelteil im Song „Echoes“ mit akustischen Mitteln live umsetzen. Zudem haben die Shows auch ein gewisses Theaterflair, also einen anderen Rahmen, als man ihn normalerweise von unseren Konzerten gewohnt ist.
Obwohl ihr mit „echoes“ sehr gut beschäftig seid und mittlerweile Jahr für Jahr zahlreiche Konzerte weltweit spielt, bist du noch anderweitig überaus aktiv als Musiker - beispielsweise als Stammgitarrist des schwer angesagten Hardrock-Projekts „Avantasia“ für das du auch schon seit zwanzig Jahren in die Saiten greifst, oder mit deinem Soloprojekt „Hartmann“. Wie bekommst du diese ganzen Projekte unter einen Hut?
Das ist schon eine ziemliche Herausforderung und mitunter gibt’s terminliche Überschneidungen. Da muss man dann Prioritäten setzen. Ich komme gerade von einigen „Avantasia“-Shows zurück. Jetzt ist kurz Weihnachtspause und im kommenden Jahr feiert die Band dann groß 20-jähriges Jubiläum und wir werden ausgiebig live auf Festivals unterwegs sein. Aber so gut „Avantasia“ und „echoes“ auch laufen, ist es mir doch wichtig, immer auch Zeit für meine eigene Musik mit „Hartmann“ zu finden. Diese Freiräume schaffe ich mir aber auch: aktuell sind wir wieder im Studio, um das nächste „Hartmann“-Album aufzunehmen, das dann im kommenden Jahr zum Bandjubiläum rauskommt.
Du bist in Darmstadt zur Schule gegangen und hast schon als Schüler sehr ambitioniert Musik gemacht. War dir damals schon klar, dass das auf eine Profikarriere hinauslaufen würde?
Als Kind will man immer Astronaut werden oder zumindest Skateboard-Profi (lacht). Aber bei mir war in der Tat die Begeisterung für die Gitarre und das Singen schon als Zehnjähriger so groß, dass ich schon früh wusste, dass Musik einfach mein Ding ist. Dass das jetzt schon seit über dreißig Jahren mein fester Beruf ist, macht mich immer noch sehr glücklich.
Der einstige „Pink Floyd“-Mastermind Roger Waters tourt mit gigantischen Mammutshows wie „The Wall“ rund um die Welt, die von Millionen Fans gefeiert werden. Die Band ist heute eine der echten Legenden im Rock’n’Roll. Was macht die große Faszination von „Pink Floyd“ aus?
Es ist die Tiefe ihrer Musik. „Pink Floyd“ war eine der ersten progressiven Rockbands und hat mit seiner Musik einen unverwechselbaren Sound erschaffen. Diese Musik – das ist einfach Kunst! Die Industrie hat immer wieder versucht, die Band in andere Richtungen zu drängen, man denke an die bissige Kritik von Roger Waters im Song „Have A Cigar“, aber „Floyd“ haben sich nie verbiegen lassen. Die haben gnadenlos ihr Ding durchgezogen und waren immer echt. Und das macht den Erfolg von Musik bis heute aus. Wenn Musik ehrlich gemeint ist, aus dem Herzen kommt, kommt das rüber. Und das fasziniert die Leute an „Pink Floyd“. Auch heute noch.
Vielen Dank für das Gespräch.
Weitere Infos hier. FRIZZmag präsentiert: Echoes, „barefoot to the moon“ live
Do. 30.1., 20 Uhr, Centralstation, Darmstadt
FRIZZmag präsentiert: Echoes, live
Do. 16.7., 20 Uhr, Frankenstein Kulturfestival, Burg Frankenstein, Mühltal
Tickets - hier!