Bereits seit Jahrzehnten gehört Robby Schmidt zu den festen Größen der hiesigen Musikszene und hat als Gitarrist, Keyboarder und Sänger den Musikfans in der Region zahllose großartige Konzertmomente beschert. Mit der „Lonely Hearts Club Band“ hat der große Beatles-Fan zudem über 25 Jahre lang die Songs der „Fab Four“ in Perfektion auf die Bühne gebracht. Nun stellt er das neue „Beatles“-Projekt „Pepperland“ vor, das sich dem Spätwerk von Lennon und Co. widmet.
FRIZZmag: Robby, 25 Jahre warst du mit der „Lonely Hearts Club Band“ unterwegs. Nun startest du mit deinem ehemaligen „LHCB“-Kollegen Axel Weimann (Gitarre, Gesang, Sitar) und weiteren Mitstreitern die neue „Beatles“-Tributeband „Pepperland“, die sich auf das Spätwerk der „Beatles“ fokussiert. Warum eine neue Band? Was schafft „Pepperland“, was nicht auch mit der „LHCB“ möglich gewesen wäre?
Robby Schmidt: Ein wesentlicher Grund, warum wir mit der „Hearts Club Band“ aufgehört haben, war, dass ich immer stärker den Wunsch verspürt hatte, das Thema „Beatles“ noch mal neu, anders und mit mehr Druck anzugehen. Nach 26 Jahren war die „Beatles“-Version der „Lonely Hearts Club Band“ einfach auserzählt. Da hat für Axel und mich irgendwie die Perspektive gefehlt. Die Trennung war trotzdem nicht einfach für uns alle. Wir kennen uns zum Teil ja von Jugend an. Aber der Cut musste sein, um einen echten Neuanfang in Sachen „Beatles“ hinzubekommen. „Pepperland“ bezieht sich auf die bunte Welt, in der der Film „Yellow Submarine“ spielt. Diese bunten, etwas verrückten und wilden Bilder möchten wir mit der neuen Band musikalisch umsetzen, daher der Name. Und jetzt starten wir einfach noch mal neu durch mit frischem Sound und neuen Grooves. Aber ganz im Geiste der „Beatles“.
„The Lonely Hearts Club Band“ wurde als „Beatles“-Tributeband gegründet. Damals, Mitte der Neunziger, waren Formationen dieser Art noch nicht sehr populär. Mittlerweile gibt es weltweit zahllose Bands, die überaus erfolgreich den Sound der „Fab Four“ und vieler anderer Legenden wie „Pink Floyd“ oder „Genesis“ auf die Bühne bringen. Wie erklärst du dir den großen Erfolg des Tribute-Konzepts?
Ich denke, dass die Musik der 60er-, 70er- und immer mehr auch der 80er-Jahre nach wie vor sehr viele Musikfans anspricht. Und die möchten ihre Helden auch mal live erleben, und da das mittlerweile oft nicht mehr möglich ist, ist man auch mit einer sehr guten Live-Umsetzung der alten Songs durchaus sehr happy. Die Leute sind einfach dankbar, die Songs noch mal im Konzertsaal erleben zu dürfen. Die Konzerte fühlen sich für mich manchmal wie eine Art Gegenbewegung zum „0815-Gedudel“ im Formatradio an. Auch bei unseren Konzerten kommen da teilweise ganze Generationen. Unser Publikum besteht aus Leuten zwischen 20 und 80, würde ich sagen. Und das sind vor allem Fans von guter, handgemachter Musik.
Tributebands übernehmen also im Rock quasi die Funktion, die Orchester in der Klassik innehaben?
Ja, das würde ich schon so sehen. Wir kommen gerade in eine Zeit, in der jedes Jahr einige unserer alten Helden von der Bühne abtreten. Und auch die restlichen „Beatles“ und „Stones“ werden gehen. Und im Grunde funktioniert das wie bei Mozart, dessen Musik über die Jahrhunderte immer wieder neu aufgeführt wurde und wird und ein neues Publikum erreicht. Das wird auch bei den „Beatles“ so passieren. Ich denke, deren Musik wird bleiben. Einfach, weil sie so gut ist und die Songs einfach großartig sind.
„Pepperland“ widmet sich der Spätphase der „Beatles“. International gibt es bereits einige wenige Bands, wie „The Analogues“ aus Holland, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, ausnahmslos die nie live gespielten Alben der „Fab Four“ auf die Bühne zu bringen. Was macht den Reiz aus, diese Songs live umzusetzen?
„The Analogues“ habe ich auch schon mal in einem Film gesehen und finde es einerseits faszinierend, wie exakt die das alles live umsetzen. Andererseits fehlt mir bei diesen Shows einfach der Rock’n’Roll. Wenn ich im „Analogues“-Konzert sitze und die Augen schließe, frage ich mich direkt, warum ich mir nicht gleich die Platte auflegen soll. Ich habe für mich und die Bands, in denen ich spiele, den Anspruch, dass einfach „livehaftiger“ rüberzubringen. Bei uns spürt man den Rock’n’Roll auf der Bühne – das ist der große Unterschied zu diesen etwas „musealen“, sterilen Bands wie den „Analogues“. Aber um auf deine Frage zu kommen: Diese alten, rockigen „Beatles“-Nummern wie „She Loves You“ sind großartig und grooven supergut. Diese rockigen Nummern aus der Anfangsphase haben wir ziemlich lange gespielt. Im späteren Werk der Band steckt aber noch deutlich mehr. Ab „Paperback Writer“ war der Band wohl schon klar, dass sie diese ganzen Chöre und Effekte nur schwer würde auf die Bühne bringen können. Diese Parts oder auch die zum Teil sehr abgefahrenen Streicherarrangements von George Martin, wie in „I am the Walruss“ mit einer Band live für die Bühne umzusetzen, ist sehr anspruchsvoll und enorm reizvoll! Das dann genau zu treffen und diese Magie live zu transportieren, ist einfach ein wunderbarer Moment.
Bands wie „The Analogues“ konzentrieren sich stets auf einzelne „Beatles“-Alben bei ihren Shows. Wie sieht die Setlist von „Pepperland“ aus? Spielt ihr auch nur einzelne Alben am Stück oder präsentiert ihr bei euren Konzerten das gesamte Œuvre von „Rubber Soul“ bis „Let it be“?
Eher Letzteres. Medleys wie am Ende von „Abbey Road“ spielen wir aber natürlich live in einem Stück, weil das einfach zusammengehört. Aber die Alben als Ganzes zu spielen und Song für Song zu sezieren, ist nicht unser Ding. Auch wenn das wie bei den „Beatles“-Abenden des Musikautors Volker Rebell durchaus spannend und informativ sein kann. Wir spielen uns ab „Norwegian Wood“ durch die ganzen Klassiker der späten Alben.
Bei „Pepperland“ mit im Boot sind, neben dem schon erwähnten Axel Weimann, auch Willy Wagner am Bass (Rio Reiser, „Fish“ u. a.), Schlagzeuger Tommy Fischer („Fools Garden“, Wolfgang Niedecken u. a.) und Keyboarder Peter Schnur. Wie kam's zur Zusammenarbeit? Die Herren sind ja in der Regel auch sehr gut mit anderen Projekten beschäftigt.
Willy Wagner habe ich bei einem der bereits erwähnten Abenden von Volker Rebell kennen und schätzen gelernt. Bei diesem Abend ging es um „die Kunst von Paul McCartney“, also unter anderem auch um seine Gedichte. Und bei der Vertonung dieser Texte und anderer Parts haben Willy und ich uns sehr frei und sehr kreativ austoben dürfen. Das hat direkt sehr gut harmoniert. Tommy Fischer ist ein guter Bekannter von Willy, die beiden spielen schon sehr lange und sehr oft zusammen. Der kam quasi im Schlepptau. Und Peter ist ganz neu bei uns im Boot.
Ebenfalls bei „Pepperland“ eingestiegen ist dein Sohn Henri Lehmann an Gesang, Gitarre und Klavier.
Mit Henri spiele ich schon seit seinem 4. Lebensjahr zusammen. Damals noch auf Kinderfesten. Mittlerweile hat der sich total toll entwickelt. Der groovt, als würde er schon seit zwanzig Jahren in Bands Rock’n’Roll spielen. Und er singt wie der Teufel und spielt besser Klavier als ich. Solche Leute brauche ich. Deswegen war klar, dass bei einer neuen Band auch Henri mit an Bord sein muss.
Henri, du bist 18 Jahre jung – was reizt dich daran, so tief in die Musikgeschichte einzutauchen?
Henri Lehmann: Durch meinen Vater bin ich seit meiner Geburt mit dieser Musik in Berührung. Und natürlich habe ich all die Jahre die „Lonely Hearts Club Band“ erlebt und bin so in beiden musikalischen Welten, der aktuell modernen und der „Beatles“-Ära, aufgewachsen. Irgendwann habe ich dann auch angefangen, Songs von den „Beatles“ und den „Stones“ auf Gitarre und Klavier nachzuspielen. Ich habe auch zu Axel Weimann schon lange eine enge Verbindung, weil er mich über die Jahre an die ganzen Gitarrensachen der „Beatles“ rangeführt und mir viel erklärt und gezeigt hat. Ich höre aber natürlich auch aktuelle Musik, wenn ich mit meinen Freunden unterwegs bin. Aber spielen tue ich eigentlich nur die alten Songs aus den 60er-, 70er- und 80er-Jahren. Heutige Musik ist oft computerproduziert und diese Stücke oftmals gar nicht live auf der Bühne umsetzbar.
Und wie finden deine Freund:innen die „Beatles“ und dein Engagement bei „Pepperland“?
Henri Lehmann: Hits wie „Strawberry Fields“ kennen die natürlich alle. Aber viele andere Songs kennen die nicht und waren dann bei Konzerten von der „Lonely Hearts Club Band“ ganz überrascht, was es da zu entdecken gibt. Die finden das gut und kommen auch zu den Auftritten von „Pepperland“, weil sie die Musik klasse finden.
Im November erschien mit „Now and then“ erstmals wieder nach sehr langer Zeit ein neuer Song der „Beatles“ – weltweit ein Riesenerfolg. Was macht die ungebrochen große Faszination der „Beatles“ aus?
Henri Lehmann: Die Qualität der Songs, würde ich sagen. Wenn ich einen Song wie „Yesterday“ höre – da kommt in Sachen Harmonie, Text und Emotion nur wenig an dieses Level ran. Und Bands wie die „Beatles“ oder die „Stones“, die ein solches Niveau mal erreicht haben, bleiben einfach ganz oben, weil da immer wieder neue Generationen die alten und neuen Songs für sich entdecken. Da hat „Now and then“ sicher einen großen Teil dazu beigetragen.
Vielen Dank für das Gespräch.
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FRIZZmag präsentiert: „Pepperland“ live!
Sa., 9.3., 20 Uhr, Theater Mobile, Zwingenberg
Weitere Termine:
So., 19.5., 20 Uhr, Schloss Heiligenberg, Jugenheim