Mit ihrem illustren Mix aus Psychedelic-Rock, Blues und Pop zählen „Okta Logue“ mittlerweile zu den spannendsten Bands hierzulande. FRIZZmag sprach mit Sänger Benno Herz und Gitarrist Philip Meloi über das neue Album „Runway Markings“.
FRIZZmag: Im Mai erschien mit „Runway Markings" euer nunmehr viertes Album, das erstaunlich relaxt klingt. Lief die Produktion denn tatsächlich so entspannt ab, wie das Album vermuten lässt?
Philip: Nein, nicht wirklich (lacht). Aber wir hatten uns im Vorfeld auf jeden Fall vorgenommen, entspannter an die neue Platte ranzugehen. Während wir bei der vorherigen Platte „Diamonds and Despair“ mit vielen Synthesizern gearbeitet hatten, wollten wir diesmal etwas reduzierter arbeiten, den Dingen mehr Raum geben und mehr auf die Band gehen.
Das Album wurde im Hamburger „Cloud Hills“-Studio aufgenommen, das für seine exzellente Ausstattung mit zahlreichem analogen Equipment bekannt ist. Wer authentisch wie in den 70ern aufnehmen möchte, kommt hier voll auf seine Kosten. Wie war die Arbeit dort mit Studioeigner Johann Scheerer?
Benno: Absolut toll! Direkt unter dem Studio gibt’s ein Appartement, in dem wir die ganze Zeit eingebucht waren – wir haben also sozusagen im Studio gewohnt. Daher konnten wir uns voll und ganz auf die Musik konzentrieren. Johann ist dann abends immer zu seiner Family und wir haben noch in Ruhe geprobt und alles für den nächsten Tag vorbereitet. Und dann natürlich dieses ganze wunderbare Equipment – das war wie ein Spielplatz für uns!
Philip: Diese gemeinsame Zeit hat auch den Aufnahmeprozess diesmal von den letzten Produktionen ganz klar unterschieden. Bei den letzten Alben haben wir nicht selten räumlich weit voneinander getrennt an unserer Musik gearbeitet.
Benno: Da war selten Zeit, Dinge mal in Ruhe gemeinsam auszuprobieren. Diesmal war das von vornherein anders. Johann meinte gleich zu Beginn der Produktion: „Die Platte dauert so lange, wie sie braucht.“
Ihr seid mittlerweile auch bei Johanns „Cloud Hills“-Label unter Vertrag. Was hat den Ausschlag gegeben, nach vielen Jahren bei großen Plattenfirmen wieder zu einem Indie-Label zu wechseln?
Benno: Wir haben uns einfach sehr auf die Zusammenarbeit mit Johann gefreut. Wir hatten nach der Tour zu „Diamonds and Despair“ 2017 schon den neuen Song „Chocolate and Soda“ aufgenommen und ein Video hierzu gedreht und das Ganze online gestellt. Wir hingen damals so ein bisschen in der Luft und wollten gerne etwas Neues ausprobieren. Über das Video kamen wir in Kontakt mit Johann, der ziemlich geflasht von der Nummer war und uns zu einer Testsession zu sich nach Hamburg eingeladen hat. Das waren drei Tage und die liefen wunderbar, sodass wir unisono gesagt haben: „Lasst uns das hier machen!“ So kam’s erst zu der kreativen und schließlich auch zur geschäftlichen Zusammenarbeit.
„Runway Markings" ist auch das erste Album mit Max Schneider an den Keyboards. Welchen Einfluss hat er auf euer Songwriting und euren Sound gehabt?
Philip: Wir haben uns durch Max auf jeden Fall verändert. Das hatten wir gleich schon auf der „Diamonds and Despair“-Tour gemerkt. Das war eine andere Spielenergie, irgendwie ein anderes Gefüge. Und das hat sich sicher auch auf unser Songwriting ausgewirkt.
Benno: Und auch stimmlich hat sich durch ihn viel verändert. Max singt ja auch und hat mir als Sänger einiges gegeben. Jetzt singen wir, gemeinsam mit unserem Drummer Robert, zu dritt und der mehrstimmige Gesang macht einiges aus. Das ist eine ganz andere Energie, die da mittlerweile von der Bühne kommt.
Eure Vocals erinnern definitiv an die großen Westcoast Bands der 70er wie „Fleetwood Mac“ oder die „Eagles“.
Benno: Die „Eagles“ waren sicher ein sehr großer Einfluss für die neue Platte.
Wobei man deren Sound eine ganze Weile als „Soft Rock“ geschmäht hat.
Philip: Zeiten, die zum Glück vorbei sind.
Benno: Man kann die „Eagles“ wieder hören (lacht).
Max Schneider kam für euren langjährigen Bandkollegen Nicolai Hildebrandt, der auch eure Videos gedreht hat. Für die visuelle Umsetzung eurer Songs, beispielsweise das wunderbare "Devil’s Dance", ist er immer nach zuständig. Wie würdet ihr euer Verhältnis beschreiben?
Benno: Unser Verhältnis ist heute sogar besser als damals, als Nicolai noch in der Band war. Zum Schluss gab’s da Spannungen. Gar nicht mal, weil es menschlich nicht gepasst hat, aber er wollte weg aus Darmstadt, seine Filme machen und bei uns ging’s nur um die Band. Das hat ihm einfach Raum genommen. Aber da er seinen Ausstieg sehr offen und fair angegangen ist, hat sich unsere Freundschaft mittlerweile eher noch enger entwickelt und auch unsere kreative Zusammenarbeit ist nach wie vor sehr ausgeprägt. Ich habe ihm jetzt auch zur neuen Platte immer schon sehr früh Demos geschickt und ihn nach seiner Einschätzung gefragt. Und dieses Feedback von jemandem, der acht Jahre Teil deiner Band war, jetzt aber auch eine Sicht von außen auf das Ganz hat, ist sehr hilfreich.
Im Juni wart ihr mit dem neuen Material live unterwegs. Wie sind die Songs angekommen? Der Titelsong „Runway Markings“ oder das melancholische „Chocolate and Soda“ laden geradezu zum Jammen ein.
Benno: Das lief super! Wir hatten erst die Befürchtung, dass die Songs auf der Bühne zu relaxt rüberkommen könnten, da wir ja schon eher immer als Rockband wahrgenommen worden sind. Aber live haben die deutlich mehr Kante bekommen und sind rauer und ruppiger. Und in Kombination mit den alten Songs hat das sehr gut funktioniert. Wir haben auf der Releasetour zum Teil unsere energetischsten Konzerte bis dato gespielt.
Ihr wart auch bereits in den USA auf Tour, wo euer Sound gut angenommen wird. Benno ist mittlerweile sogar nach L.A. gezogen. Nur wenige deutsche Bands wagen den Schritt in die Staaten. Welches Potenzial seht ihr dort für eure Band?
Benno: Mir ist schon nach kurzer Zeit in L.A. aufgefallen, dass Rock im Allgemeinen in Amerika einen viel größeren Markt hat als in Deutschland. Im Radioalltag spielen dort diese ganzen „Classic Rock“-Sender eine viel größere Rolle als bei uns. Es gibt dort keinen Tag ohne „Eagles“-Songs im Radio. Aber auch Folk und Country spielen eine viel größere Rolle in der Musiklandschaft. Dort ist dieser Sound fester Teil der Musiktradition und wird auch von vielen jungen Künstlern wie „Allah-Las“ ganz selbstverständlich adaptiert. Und dieses Eklektische in unserer Musik, das uns die deutsche Musikpresse immer wieder gerne vorwirft, stört in den USA niemanden. Da gibt es keinen Negativreflex, wenn man über Progrock, 70s oder Gitarrensoli spricht.
In den zehn Jahren seit eurer Gründung habt ihr als Band einiges erlebt: ihr habt Konzerte mit Neil Young und „Portugal. The Man“ gespielt, wart in verschiedenen Ländern auf Tour und habt für eure Musikvideos Preise bei hochdekorierten Filmfestivals eingeheimst. Hättet ihr damals zu euren Anfängen im Griesheimer Proberaum mit dieser Entwicklung gerechnet?
Philip: Das hat ja alles so eine Gleichzeitigkeit. Einerseits erlebt man wahnsinnig viel, andererseits sind zehn Jahre auch ein ziemlich langer Zeitraum. Und die Phasen zwischen solchen Highlights sind ja immer auch von unserem Alltag geprägt, in dem man dann Songs schreibt, an einem neuen Album arbeitet etc. Und mit der Zeit verändern sich natürlich auch die Maßstäbe: Wenn man die Band „Zaphire Oktalogue“, wie wir damals noch hießen, von 2008 an einen späteren Zeitpunkt gesetzt hätte, zum Beispiel vor Neil Young auf die große Bühne, dann hätte das sicher nicht funktioniert. Aber mit der Zeit gewöhnt man sich an gewisse Prozesse und wird professioneller.
Benno: Man muss auch sagen, dass wir von Anfang eine sehr fleißige Band waren. Philip und ich haben uns früher getroffen und zahllose Nachmittage damit verbracht, Booking-Agenturen und Labels anzuschreiben. Wir haben bestimmt so an die achtzig E-Mails pro Tag rausgehauen.
Philip: Ich schätze mal, dass jeder Mensch im deutschen Musikbusiness in den Jahren 2008 und 2009 mindestens eine E-Mail von uns bekommen hat (lachen).
Benno: Scheint ja geholfen zu haben. Wenn uns damals jemand gesagt hätte, dass wir drei Jahre später ein Album am Start haben und mit Neil Young auf der Bühne stehen, hätte ich das aber tatsächlich für eher unwahrscheinlich gehalten. Letztlich bewahrheitet sich so langsam, was alle um uns herum über die Jahre immer wieder gesagt haben: „Okta Logue“ ist eine Band, die einen langen Atem braucht.“
Vielen Dank für das Gespräch.
FRIZZmag präsentiert: Okta Logue live, Do., 28.11., 20 Uhr, Centralstation, Darmstadt
Weitere Infos unter hier.
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Teilnahme:
- per E-Mail mit vollständigen Kontakt und Betreff ,,Okta Logue"
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Einsendeschluss ist am 22.11! Die Angabe des vollständigen Namens ist für die Durchführung der Verlosung erforderlich. Die Teilnahme ist kostenlos und verpflichtet zu nichts. Die Gewinner werden per E-Mail/Post informiert. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.