© Klaus Mai
Veränderungen bringen Bewegung ins Leben. Sie verschieben Grenzen
Rüdiger Böhm ist Motivationstrainer, Coach, Buchautor und sportverrückt. Sport bestimmte schon immer sein Leben. Als Jugendlicher spielte Rüdiger Böhm Tennis, Fußball und fuhr Ski. Dann studierte er Sportwissenschaften in Darmstadt und jobbte nebenher als Fitnesstrainer und Fußballtrainer bei den 98ern im Jugendbereich. Bis sich am 21. April 1997, kurz vor seinem 27. Geburtstag, sein ganzes Leben veränderte.
Bei einer Fahrt mit seinem nagelneuen Rennrad verlor er bei einem schweren Verkehrsunfall beide Beine. Doch Böhm ließ sich nicht unterkriegen. Er besitzt die höchste deutsche Fußball-Trainerlizenz und war u.a. Trainer beim Karlsruher SC. Böhm fährt für das DPS - Deutsches Paralympics Skiteam, macht Paratriathlon und spielt Golf. Außerdem ist er als Vortragsredner und Mentalcoach unterwegs. Im Mai erscheint sein erstes Buch, das Menschen ermutigen möchte, ihren eigenen Weg zu gehen. FRIZZ-Redakteurin Noltemeier traf Rüdiger Böhm in einem Café in der Innenstadt.
Rüdiger Böhm hat eine positive Ausstrahlung, ist offen, locker und sehr humorvoll. Für unseren Fotografen Klaus Mai klappt er seine Prothese hoch und stützt sich auf ihr ab (s. Foto). Schon kurz nach seinem schweren Unfall mit einem LKW ermutigte ihn seine damalige Physiotherapeutin: „Rüdiger, du wirst wieder gehen“. Und er schaffte es tatsächlich, zu Weihnachten mit den Protothesen zu laufen und seinen „Kumpels in die Augen zu schauen“. Genau das zeichnet ihn aus – der Wille, etwas auszuprobieren, zu wagen und zu erkämpfen. Schon sein Opa sagte: „Geht net, gibt’s net!“ Viel Unterstützung erfuhr er damals durch seine Mutter und enge Freunde. „Große Dinge schafft man nur gemeinsam!“
Sein Buch „no legs no limits! Grenze oder Herausforderung – du entscheidest!” ist gerade erschienen. Anhand seiner persönlichen Lebensgeschichte gibt er Tipps, wie man mit mehr Leichtigkeit und Zufriedenheit seine eigenen Ziele verwirklicht. „Damit meine ich nicht: schneller, höher, weiter. Denn Erfolg ist für jeden etwas Anderes, das können auch kleine Dinge im Alltag sein, dass man zum Beispiel mal etwas Neues ausprobiert. Das gibt viel neue Energie.“
Immer nach vorne schauen
Neben seinem Studium jobbte er nebenher im Godot, das damals das Szene-Café und für ihn wie sein zweites Zuhause war. Wenn der Name Godot fällt, leuchten seine Augen. „Ich war damals für die Damen und Getränke zuständig“, schmunzelt er. „Früher war ich immer mit Vollgas unterwegs, bis zu dem Tag, an dem ich kurz vor meinem 27. Geburtstag auf mein neues Rennrad gestiegen bin. Es ist geil gerollt. Ich hatte 45 Minuten Spaß, bis der Unfall mit einem Lastwagen passierte. Dieser Tag veränderte mein Leben komplett“. Florian Sitzmann – „der halbe Mann“ – versorgte ihm dann seinen ersten Rollstuhl, den er bald in eine Ecke verbannte. Böhm arbeitete in einem Fitness-Studio in Ober-Ramstadt, wo er auch mit den Profis des SV 98 trainierte. „Die haben sich rührend um mich gekümmert“. Über den damaligen SV98 Präsidenten Walter Grimm wurde der DFB auf ihn aufmerksam. Bei einer Scheckübergabe in der DFB-Zentrale traf er DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt und Goetz Eilers, den damaligen Chefjustiziar des DFB und unterbreitete ihnen, dass er gerne die nächste Trainer-Lizenz erwerben möchte. „Ich wollte unbedingt wieder in den Fußball rein“. Er arbeitete schließlich viele Jahre beim Karlsruher SC und beim Schweizer FC Thun als Trainer. Heute lebt er in der Schweiz am Zürichsee. „Vieles habe ich im Leben durch Kontakte und Netzwerken erreicht.“
Schon während seiner Zeit als Fußballtrainer wurde er für Vorträge eingeladen, später machte er verschiedene Ausbildungen zum Mentaltrainer und Coach. Aktuell bietet Rüdiger Firmenvorträge, Seminare & Workshops und 1:1-Coachings an. „Bei meinen Vorträgen provoziere ich auch gerne mal, bei den individuellen Coachings gehe ich anders vor“. Die Teilnehmer fragen meist um Rat, wenn Herausforderungen anstehen – sei es im Beruf, im Privaten oder im Sport. „Viele Probleme liegen in der Kindheit begraben und am mangelnden Selbstbewusstsein. Ich möchte helfen, dass Menschen ihre eigenen Träume verfolgen und nicht die Pläne anderer“. Auch Rüdiger hat immer wieder neue Träume. Sein nächstes Projekt: Heliskifahren oder ein richtig langer Triathlon …
Das Buch kann auch über die Webseite bestellt werden.