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Patrick Lange lebt für den Sport! In seiner bisherigen Laufbahn konnte der Wahl-Darmstädter zahlreiche Erfolge feiern, so war Lange mit der Mannschaft bereits mehrfacher Deutscher Triathlon-Meister, Deutscher Meister im Duathlon und siegte im Mai dieses Jahres gar beim nordamerikanischen "Ironman"-Wettkampf in Texas. Gegenwärtig bereitet sich der sympathische Profisportler im schweizerischen St. Moritz auf seine nächsten Wettkämpfe vor. FRIZZ - Das Magazin hat ihn vorab zum Gespräch getroffen.
FRIZZ: Seit über zehn Jahren bist Du bereits als Triathlet sehr erfolgreich. Wie bist Du zu der Sportart gekommen? Dem Vernehmen nach hast Du schon in ganz jungen Jahren mit dem Leistungssport begonnen.
Patrick Lange: Ich habe schon als Kind immer viel Freude an Bewegung gehabt. Dabei hat sich bereits früh abgezeichnet, dass mir eher die Ausdauersportarten liegen. Sogar beim Fußballtraining bin ich immer überdurchschnittlich viel gelaufen. Danach kam ich zur Leichtathletik, wo ich auf die Bahn zum Laufen geschickt wurde. Im Alter von 13 Jahren wollte ich dann unbedingt den Bike and Run in meiner Heimatstadt gewinnen. Beim Laufen war ich mir sicher, das Radfahren musste ich noch trainieren ... ich habe mich reingehangen und gewonnen. Ab da war es um mich geschehen.
FRIZZ: Ist der Start in den Leistungssport als ganz junger Mensch von Vorteil oder würdest Du sagen, dass man sich auch noch später für eine Karriere als Triathlet entscheiden kann?
Patrick Lange: Ganz sicher ist unser Sport gerade dazu gemacht, um auch spät noch einsteigen zu können und sehr erfolgreich zu werden. Jeder bringt seine individuellen Stärken und Schwächen mit ein und alles andere kann man meist mit ein wenig Aufwand und Motivation trainieren. Es muss ja nicht gleich die Profikarriere sein, auch das macht ja unseren Sport aus! Hier darf jeder mit jedem trainieren und jeder startet im Rennen zusammen, unabhängig ob Profi oder 76-jähriger Rookie.
FRIZZ: Auf diesem hohen Niveau zu trainieren bringt auch einen gewissen Verzicht auf Freizeit mit sich - das fällt sicher nicht allen Jugendlichen leicht. Wie bist Du damit seinerzeit umgegangen?
Patrick Lange: Auch ich habe damit meine Probleme gehabt und mir zu dieser Zeit auch den ein oder anderen Erfolg durch die Lappen gehen lassen. Der Druck aus dem Elternhaus war nie sonderlich hoch. Ich habe den Sport immer aus eigenem Antrieb betrieben, mal mehr, mal weniger. Irgendwann fiel aber der Groschen und ab da fiel mir der Verzicht nicht mehr schwer. Ich kämpfe hart für meine Träume, und dass man dafür auch mal Verzicht üben muss, habe ich akzeptiert. Dafür sind kleine Belohnungen wie z.B. ein ausgedehnter Abend mit den Freunden auch umso schöner und gewinnen noch mehr an Wert für mich.
FRIZZ: Nach ersten Erfolgen im Radsport setzte Dich ein schwerer Sturz 2002 zunächst außer Gefecht. Wie groß war damals Deine Angst, dass es mit dem Leistungsport vorbei sein könnte?
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Patrick Lange
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Patrick Lange: Dem damaligen Ziel, Mountainbike-Weltcup zu fahren setzte dieser Sturz ein abruptes Ende. Ich konnte einfach nicht mehr gescheit Downhill fahren. Dennoch wurde ich damals von Trainer Martin Zülch im genau richtigen Moment aufgefangen und neu aufgebaut. Er zeigte mir wie geil Triathlon ist. Dafür bin ich ihm heute noch dankbar!
FRIZZ: Malheure gehören im Triathlon zum Geschäft. Sattelbruch, Zusammenstöße mit Wettbewerbern, Verpflegung verloren - das alles ist Dir bereits passiert. Das Risiko ist stetiger Begleiter bei Wettkämpfen, wie es scheint. Vor allem die mentale Verfassung scheint einem immer wieder mal einen Strich durch die Rechnung zu machen. Wie gut lässt sich das handeln?
Patrick Lange: Die mentale Stärke ist der Schlüssel beim „Ironman“. Man geht durch so viele Höhen und Tiefen, man lernt sich selbst von solch krassen Seiten kennen, dass es einem manchmal Angst bereiten kann. Dennoch kann man es auch einfach ausdrücken. Jeder Schwimmzug, jede Pedalumdrehung, jeder Schritt bringt dich dem Ziel näher – also versuche ich das Beste aus jeder Sekunde zu holen.
FRIZZ: Mittlerweile bist Du Profisportler. Ab wann war für Dich die Entscheidung klar, dass Du Dich voll und ganz auf den Sport konzentrieren möchtest?
Patrick Lange: Dass ich das Potenzial dazu habe, ein recht guter Profi im Triathlon zu werden, habe ich schon früh gezeigt, denke ich. Auf der anderen Seite wollte ich nicht mit leeren Händen dastehen, falls mich etwas aus der Bahn wirft. Deshalb entschied ich mich, zunächst eine Ausbildung als Physiotherapeut zu absolvieren und dann nochmal mit Vollgas auf den Sport zu gehen, aber hier zeigte sich, dass aus Vollgas ein 2-Stunde-Job wurde, der mir nicht die Freiheiten gab, alles aus mir herauszuholen. Mit dem Trainerwechsel zu Faris Al Sultan im November 2015 beschloss ich auch, mich dem Sport komplett zu verschreiben. Ich habe mit Ibrakom einen Sponsor gefunden, der auf mich setzt und mich nicht unter Zeitdruck setzt. Ab da ging es stets bergauf und gipfelte im Sieg beim „Ironman“ in Texas.
FRIZZ: Hinter jedem erfolgreichen Profi-Athleten steht ein gut funktionierendes Team. Auch Du bist umgeben von Trainern, Physiotherapeuten, Materialspezialisten und vielen anderen. Insgesamt elf Menschen arbeiten eng mit Dir zusammen. Wie wichtig ist das Team für Dich und welchen Anteil am Erfolg würdest Du ihm zuschreiben?
Patrick Lange: Jeder kleine Baustein ist absolut wichtig und unverzichtbar. Vor allem der ganz enge Kreis der Menschen, die mich täglich sehen oder Kontakt halten, ist von enormer Bedeutung für mich. Ein großer Leistungssprung erfolgte zeitgleich mit dem Umzug nach Darmstadt. Ich fühle mich hier sehr wohl, und die Menschen, mit denen ich mich umgeben darf sind von allergrößter Bedeutung für meinen sportlichen Erfolg.
FRIZZ: Du kommst durch deine Wettkämpfe ganz schön rum in der Welt: Indien, USA, VAE, Philippinen. Bekommst Du eigentlich von den Ländern auch etwas außer den Wettkämpfen mit?
Patrick Lange: Ja! Ich gehe mit offenen Augen auf all diese Reisen. Oft wohne ich in Gastfamilien, einen besseren Einblick in deren Lebens- und Denkweise kann es für mich nicht geben. Wenn die Zeit reicht, sehe ich mir gern die Region oder die Sehenswürdigkeiten an, daher ist mir keiner der Orte unbekannt – dennoch gab es auch schon Reisen bei denen ich den Abflug sehr herbeisehnte.
FRIZZ: Beim nordamerikanischen „Ironman“ in Texas gelang Dir im Mai dieses Jahres der erste Sieg bei Deiner ersten Langdistanz überhaupt. Was war das für ein Gefühl als Du nach 7:13:13 h ins Ziel gelaufen bist und wusstest, dass Dir das keiner mehr nehmen kann?
Patrick Lange: Ein unfassbarer Cocktail aus Gefühlen ist da durch meinen Körper geschossen! Den ganzen Tag im Glutofen von Texas habe ich in meinen Körper gehorcht, habe an alles Mögliche gedacht, aber dabei immer versucht, keine emotionalen Entscheidungen zu treffen. Über diesen Zeitraum kühl und berechnend zu denken, strengt mich sehr an. Als ich einen Kilometer vor dem Ziel wusste, dass ich gewinnen werde war die Freude überschäumend und überwältigend. Von lachen bis heulen war alles dabei.
FRIZZ: Du bist jetzt im Trainingslager in der Schweiz und bereitest Dich die nächsten Wettkämpfe vor. Das große Ziel ist sicher die Weltmeisterschaft auf Hawaii im Oktober, für die Du Dich durch den Sieg in Texas automatisch qualifiziert hast. Wie siehst Du Deine Chancen für Hawaii?
Patrick Lange: Zurzeit bin ich in St. Moritz und genieße es, durch die Berge zu fahren und zu laufen. Bis zum Wettkampf auf Hawaii ist es zwar noch einige Zeit, dennoch denke ich täglich daran. Meiner Meinung nach habe ich ein ordentliches Ausrufezeichen in Texas gesetzt und mein Ziel ist es, dem auf Hawaii nochmals weitere Taten folgen zu lassen. Dieser Wettbewerb ist, was mich seit Jahren antreibt, ich habe gehörig Respekt vor der Insel und dem, was dort auf mich warten wird. Dennoch werde ich in guter, ausgeruhter und vor allem bis in die letzte Haarspitze motivierter Form an der Startlinie in der Bucht von Kailua Kona schwimmen, dies alles sollte mich an einem guten Tag in den Bereich der Top 15 tragen.
FRIZZ: Im August feierst Du Deinen 30. Triathlon auf Weltniveau lässt sich sicher nicht bis ins hohe Alter betreiben. Wie sehen Deine langfristigen Ziele aus?
Patrick Lange: Das kommt darauf an wie Du „hohes Alter“ definierst. Gemessen an meinen Jahren im „Ironman“, also 0,5, habe ich noch sehr viele Jahre konkurrenzfähigen Sport vor mir. Mit Andy Raelert hat beim „Ironman Hawaii“ 2015 ein immerhin schon 39Jähriger den zweiten Platz belegt. Also, ich bin mir sicher, dass ich noch mindestens 6 bis 8 Jahre Leistungssport betreiben werde. Das wiederum wird begünstigt durch die relativ geringen Traininingsumfänge, die ich absolviert habe, bevor ich Profisportler wurde. Ihr werdet also noch von mir hören (lacht)!
FRIZZ: Vielen Dank für das Interview.
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