Am 13. Februar feierte Tilman Hoppstock seinen 60. Geburtstag. Bekannt ist der Darmstädter vor allem als virtuoser Gitarrist und durch die Darmstädter Gitarrentage. Doch nicht nur Musik und das Unterrichten spielen in seinem Leben eine Rolle …
Du hast als junger Mann durch Konzertreisen viel von der Welt gesehen und auch erlebt. Wie hast du diesen Lebensabschnitt erlebt?
Diese Zeit hat mich sehr geprägt. Nach meinem Musikstudium war ich mit 22 Jahren auf zwei Welttourneen unterwegs – in London, Athen, Paris, New York, San Francisco, Montreal, Tokio, Mexico City, Singapur und vielen anderen Millionenmetropolen. In zwei Jahren habe ich 200 Konzerte gegeben. Das war anstrengend; ich habe aber viel gelernt, musste mich auf viele neue Situationen einstellen und improvisieren, wenn etwas nicht optimal war.
Anschließend brauchtest du erstmal eine Auszeit …
Ja, ich habe in dieser Periode viele CDs aufgenommen und bis auf ein paar Kammerkonzerte eine Auftrittspause von 11 Jahren eingelegt. Nach meiner Rückkehr auf die Bühne bin ich die Konzerte entspannter und dosierter angegangen, also weniger Konzerte und zum Beispiel nicht wie früher alles auswendig gespielt. Ich kommuniziere gerne mit dem Publikum.
Die Gitarre ist dein Instrument. Hast du immer schon Gitarre gespielt?
Ich stamme aus einer Musikerfamilie: meine Mutter Pianistin, mein Vater Konzertpianist und Direktor der Akademie für Tonkunst. Mit acht Jahren erlernte ich – als Wunsch meiner Eltern – das Cellospiel. Die Gitarre war das erste Instrument, das ich selbst für mich entdeckt habe – sie ist meine große Liebe. Später, mit 16 Jahren, habe ich Cello und Gitarre als gleichwertige Instrumente an der Akademie für Tonkunst studiert.
1998 fanden die ersten Darmstädter Gitarrentage statt. Wie kam es dazu?
Ich wollte ein Festival mit Gitarrenmusik auf die Beine stellen. Wir haben mit drei Konzerten und einem kleinen Meisterkurs begonnen. Seit 2003 findet das Eröffnungskonzert im Justus-Liebig-Haus statt, die anderen Konzerte in der Thomasgemeinde und heute überwiegend in der Akademie für Tonkunst. Seit 2018 wird der Deutsche Gitarrenpreis in Darmstadt verliehen.
Du unterrichtest seit vielen Jahren an der Akademie für Tonkunst. Macht dir das Unterrichten Spaß?
Ich wollte schon mit 14 Jahren Musiklehrer werden und unterrichte seit über 30 Jahren Studierende aller Nationen in der Meisterklasse an der Akademie für Tonkunst. Sie spielen auf einem hohen Level und können sich heutzutage hervorragend auf der Bühne präsentieren. Beim Unterrichten muss man aufpassen, dass man die Ausdrucksweise und Persönlichkeit der Künstler fördert, was manchmal herausfordernd ist. Sie sollen ja nicht alle wie Hoppstock klingen (lacht).
Welche Leidenschaften hast du neben der Musik?
Ich bin ein Kunstliebhaber, ein Genießer, liebe gutes Essen und gute Weine und Italien – meine Frau stammt aus Brescia. So oft es geht, fahre ich in die Lombardei.
Wenn du einen Wunsch für die Darmstädter Kulturlandschaft hättest …
Ein Konzertsaal auf dem Marienplatz. Außerdem wünsche ich mir einen Masterstudiengang Gitarre an der Akademie für Tonkunst.
Und privat für die Zukunft?
Gesundheit – die Voraussetzung für alle Aktivitäten. Ich bin ein glücklicher Mensch und habe kaum Wünsche offen – die meisten meiner Träume habe ich mir erfüllen können.
ZUR WEBSITE
bio.tilman_hoppstock
Geboren 1961 in Darmstadt
1981: Musikstudium Cello und Klavier an der Akademie für Tonkunst
1983/84: Welttourneen in viele Millionenstädte
1994: Verlagsgründung des Prim-Verlags
1998: Gründung der Darmstädter Gitarrentage
2003 bis 2005: Gastprofessur an der Uni in Piteå (Schweden)
2013: „Darmstädter Musikpreis“ für Lebenswerk
2014: Promotion in Musikwissenschaft
Seit 2018: Organisator des Deutschen Gitarrenpreises
Drei Buchveröffentlichungen über die Lautenwerke Bachs, rund 30 CDs (z. T. mehrere internationale Auszeichnungen)
Unterrichtet internationale Meisterklasse an der Akademie für Tonkunst in Darmstadt