©Klaus Mai
Ihr Kürzel „pep” war für die Darmstädter*innen ein Qualitätssiegel. Rechtzeitig vor Weihnachten ist ihr neues Buch „100 Dinge über Darmstadt, die man wissen sollte“ erschienen.
FRIZZmag: Frau Neumann-Prystaj, Sie wissen bestimmt mehr als 1000 Dinge über Darmstadt. Wie kam Ihnen die Idee zu Ihrem neuen Buch?
Das Buch ist gekoppelt mit dem Fotoband „Darmstadt - Wissenschaftsstadt”, das Thema war vom Verlag vorgegeben. Dennoch, „100 Dinge“, für das ich ein Jahr Zeit hatte, betrachte ich als „mein“ Buch, ich habe alle Themen ausgesucht. Es gibt Bekanntes wie die Waldspirale oder das Schloss, auch viel Neues wie den Waldkunstpfad oder Ubuntu. Der größte Teil der Fotos ist von mir. Es gibt Geschichten, die nur wenige kennen, wie die von der falschen Prinzessin Anastasia. Vor etwa 25 Jahre hatte ich Zugang zu einem Kriminalmuseum, das es heute nicht mehr gibt. Recherchieren überhaupt macht mir unheimlich viel Spaß.
Wobei sich das Recherchieren ja sehr verändert hat …
Ja, heute macht man viel über das Internet. Damals hatten wir im Echo-Archiv das Meyers Lexikon und die Brockhaus Enzyklopädie. Die lokalen Ressortchefs haben sich noch mit den Lokalpolitikern getroffen, das waren gewachsene Vertrauensverhältnisse. Heute müssen die Medien schnell reagieren, da kann die Recherche nicht immer so gründlich sein.
Wollten Sie schon immer Journalistin werden?
Eigentlich wollte ich Ärztin werden, Albert Schweitzer war mein Vorbild, sein karitatives Engagement hat mich sehr beeindruckt. Aber in Chemie und Physik war ich nicht so gut. Was mir immer leicht fiel, ist das Schreiben.
Dann haben Sie wahrscheinlich auch schon immer gern und viel gelesen?
Ja, als Kind hatte ich nicht viel Abwechslung, ich bin sehr behütet in Frankfurt aufgewachsen und durfte nicht mit anderen Kindern spielen. Daher habe ich viel und gern gelesen, viele Abenteuergeschichten wie „Lederstrumpf“, natürlich auch „Vom Winde verweht“ oder „Rebecca“ von Daphne du Maurier. Sehr begeistert war ich von griechischen Sagen. Mit 14 Jahren hab ich meinen ersten Roman im Stil von „Quo Vadis“ geschrieben, den hat aber nie jemand zu Gesicht bekommen.
Haben Sie, was das Schreiben angeht, einen Traum?
Ich würde gerne einen Krimi schreiben, fürchte aber, ich bin nicht raffiniert genug. Ich liebe Krimis, habe tausende Krimis gelesen
Was machen Sie noch gerne?
Ich gehe gern ins Schauspiel im Staatstheater Darmstadt, mag Musicals und singe noch in einem privaten Chor. Auch reise ich unheimlich gerne. Am liebsten aber gehe ich essen, weniger wegen der Speisen, aber weil ich mich unterhalten möchte.
Und Sie sind die stellvertretende Vorsitzende der Akademie 55plus …
Ja, und ich habe quasi mitgewirkt, dass sie zustande kam, damals war ich 58 Jahre. Immer schon liebte ich die Volkshochschule. Die „Aka“ ist ja ähnlich, da ist das Lerntempo nicht so schnell und man lernt nur das, was einen interessiert. Mittlerweile haben wir 1.600 Mitglieder und 200 Kursleiter. Ich bringe viele Ideen ein, gerade für die Gesprächsreihe „Aka im Gespräch“.
Zurück zu Ihrem Buch. Was ist für Sie das Besondere daran?
Es sind die kleinen Lesehäppchen, die Menschen auf die Idee bringen sollen, Sachen auszuprobieren, die sie noch nicht kennen, also zum Beispiel: „Ich könnte mal mit dem Datterich Express fahren“.
Zum Beispiel nach Bessungen. Sie haben sich am Forstmeisterplatz fotografieren lassen. Warum? Gehört er auch zu den 100 Dingen in Darmstadt, die man kennen muss?
Er gehört zu den Dingen, die man kennen sollte. Ich habe ihn im Buch nicht erwähnt, weil es ein Insidertipp bleiben soll. Und er ist kulturell und kulinarisch hoch interessant, im Sommer fühle ich mich dort wie in Frankreich, meinem Lieblingsland.
Danke für das Gespräch, viel Erfolg mit Ihrem Buch und schöne Weihnachten.
vita:
*22.02.1948 in Frankfurt, Abitur an einem Mädchengymnasium in Frankfurt, arbeitete seit 1968 als Lokalredakteurin für das Darmstädter Echo und ist als freie Mitarbeiterin heute immer noch für diese Zeitung tätig. Sie ist stellvertretende Vorsitzende der Akademie 55+, bei deren Gründung 2006 sie mitgewirkt hat.