Seit ihrer Gründung 1991 hatte sich die Darmstädter Coverband Tommy & The Moondogs die Herzen zahlloser Fans in der Region (und weit darüber hinaus) erspielt. Doch vor gut zehn Jahren brachen „die Moondogs“ auseinander und ihre Mitglieder brachten neue, ebenfalls erfolgreiche Projekte auf den Weg. Doch nun, zum 25-jährigen Bandjubiläum, juckt es die Herren doch noch einmal und so kehren sie am 19. Februar für ein Konzert gemeinsam auf die Bühne zurück. FRIZZ-Redakteur Benjamin Metz traf Frontmann Thomas Behm und Gitarrist Tom Weicker zum Gespräch.
FRIZZ: Diesen Sommer dreht Regisseur Danny Boyle eine Fortsetzung seines 90s Kultfilms „Trainspotting“. Tolles Timing für ein Rückkehr von Tommy & The Moondogs auf die Bühne - Euer Trainspotting Bandplakat war ja so etwas wie Euer Markenzeichen.
Thomas: Echt, da kommt ein zweiter Teil? Das höre ich gerade zum ersten Mal. Tja, so geht Marketing (lacht)!
Tom: Das passt in der Tat sehr gut.
FRIZZ: Ihr habt damals als eine der ersten Coverbands sehr auf einen individuellen Stil in Sachen Optik, Show und Songauswahl geachtet. Man hatte immer das Gefühl, eine „echte“ Band zu erleben, und nicht nur ein paar Mucker, die bekannte Songs nachspielen. Woher kam das?
Thomas: Das hatte sicher auch viel mit unserer „echten“ Band Silent Faces zu tun, die ja eine Zeitlang noch parallel lief. Da lagen unsere Wurzeln, und ich habe mich eigentlich auch bis zum Schluss bei den Moondogs nie als reiner Covermusiker gesehen. Unser Anspruch war immer, dass die Moondogs als Moondogs spielen und nicht, dass die Moondogs versuchen U2 nachzuspielen. Wir haben uns nie großartig Gedanken über die Originale gemacht, sondern die Lieder einfach für uns adaptiert. Ich glaube, das hat auch den Ausschlag gegeben, dass die Leute uns immer als echte Band wahrgenommen haben. Das unterscheidet uns, meiner Meinung nach, bis heute von vielen anderen Coverbands.
Tom: Da gab es auch kein Konzept oder ähnliches. Das hat sich ganz natürlich entwickelt. Wir waren so, wie wir waren. Einfach authentisch.
FRIZZ: Warum ging es damals eigentlich mit Silent Faces nicht weiter? Ist es Euch schwergefallen, das Thema loszulassen und ins Coverfach zu wechseln?
Thomas: Nein, und ich habe das auch nie als Rückschritt gesehen. Wir haben dieses Faces Ding zehn Jahre gemacht und irgendwann waren wir einfach müde. Die tollste Zeit hatten wir mit den Faces als wir noch keinen Plattenvertrag hatten und in unserem eigenen Studio im Balkhäuser Tal rumprobiert haben. Als dann später dieser ganze Businesskram hinzukam, habe ich peu à peu die Lust verloren. Wir waren ja bei einer großen Plattenfirma, aber nicht wirklich erfolgreich, was zur Folge hatte, dass uns die Leute immer und überall versucht haben reinzureden. Und das hat uns immer mehr vom Wesentlichen, nämlich dem Musikmachen, weggebracht. Und das konnten wir bei den Moondogs dann endlich wieder voll ausleben.
Tom: Wir sind weich gefallen. Vielleicht wäre uns das Ende von Silent Faces schwerer gefallen, wenn wir die Moondogs nicht gehabt hätten. Das war nämlich echt zäh. Wir standen mit den Faces jahrelang immer kurz vorm Erfolg. Aber das war wie vor einer offenen Tür zu stehen, aber einfach nicht durchgehen zu können. Dank der Moondogs konnten wir direkt weitermachen und das Thema recht bald hinter uns lassen.
FRIZZ: Die Karriere ging dann steil nach oben - nachdem ihr Euch regional in kurzer Zeit eine große Fanbase aufgebaut hattet, folgten regelmäßige Gigs in ganz Deutschland und im Ausland. Welche Erinnerungen habt Ihr an diese Zeit?
Tom: Das war alles sehr rock’n’rollig. Auch die Zeit mit den Faces. Das kann man eigentlich heute keinem mehr erklären. Das war das letzte Jahrhundert. Ich frage mich manchmal wie wir das damals geschafft haben. Wie sind wir zu den ganzen Gigs ohne Handy und Navi gekommen? Irgendwie hat’s halt funktioniert.
Thomas: Wir waren 10 Jahre wirklich erfolgreich, für eine Coverband vielleicht sogar außergewöhnlich erfolgreich. Wir haben’s einfach krachen lassen! Akquise haben wir nie wirklich betrieben, da mussten keine Demos verschickt werden oder so. Die Konzerte haben sich oft einfach so ergeben. Ich glaube aber, dass das für Bands heutzutage wesentlich schwerer geworden ist. Wir haben da noch goldene Zeiten erlebt.
Tom: Zur richtigen Zeit mit den richtigen Leuten am richtigen Ort.
Thomas: Der Erfolg hatte aber auch viel mit unserem Programm zu tun. Wir waren damals die ersten, die U2, Depeche Mode und solche Sachen adaptiert haben und das hat uns auch viel Publikum beschert, dass mit Coverbands sonst nicht soviel am Hut hatte.
FRIZZ: Vor gut zehn Jahren war dann aber die Luft raus. Bassist Wendelin stieg aus, Keyboarder Volker und Tom folgten. Der Rest der Band machte noch eine Zeitlang als „Mondhunde“ weiter, konnte allerdings nicht mehr so ganz an die alten Erfolge anknüpfen. Wie kam es zu dieser Entwicklung?
Tom: Das hatte eher was dem Business zu tun. Wir haben uns damals als Band auf einem ziemlich hohen Niveau bewegt, und ich war immer der Meinung, dass wir da noch mehr tun müssen, um am Ball zu bleiben und noch weiter zu kommen. Thomas hingegen war schon in so einer „ich bin müde, die Batterie ist langsam leer“-Phase. Das hat dann nicht mehr so gepasst, und ich hatte schon eine andere Idee für eine Band, aus der sich dann die Boom Gang entwickelt hat.
Thomas: Wir hatten zu diesem Zeitpunkt bereits ungefähr 2000 Auftritte absolviert. Der Unterschied zu einer normalen Band ist der Turnus. Eine normale Band schreibt neue Songs, geht ins Studio, promoted dann die Platte und geht dann anschließend auf Tour. Als Coverband bist Du hingegen einfach immer auf Tour. Hinzu kam, dass wir uns mit U2 und Konsorten einen Maßstab gelegt hatten, der nicht mehr zu toppen war. Das ließ sich nicht mehr erweitern. Und irgendwann war ich einfach müde.
FRIZZ: Was haben Tommy und die Moondogs seit der Trennung so gemacht?
Tom: Musik natürlich. Und ich finde es toll, dass alle Projekte, die aus den Moondogs hervorgegangen sind ebenfalls sehr erfolgreich laufen. Ich mache die Boom Gang, Wendelin spielt bei den Besidos, Sebastian trommelt bei Pfund. Wir können über die weitere Entwicklung wirklich nicht meckern.
Thomas: Ich mache professionell keine Musik mehr. Ich habe mit unserem früheren Produzenten Axel Henninger, der irgendwann auch kein Lust mehr auf diesen ganzen Musikfilm hatte, eine Firma gegründet und machen Sprache, Audio und Film für Business-Kunden. Imagefilme, Werbespots und so weiter. Das läuft gut, macht Spaß und fordert die Kreativität.
FRIZZ: Und nun findet ihr am 19. Februar in der Centralstation noch einmal für einen gemeinsamen Gig zusammen. Danny Boyle hat ja für seine Trainspotting-Fortsetzung den gesamten Cast des ersten Films wieder zusammenbekommen und alle scheinen begeistert zu sein, wieder mitzumachen. War das bei Euch auch so einfach?
Thomas: Definitiv! Aber es war auch klar, dass wir da ohne jeden Druck an die Sache gehen. Wir wollen auf die Bühne gehen und zwei Stunden Spaß haben, mehr nicht. Was mir übrigens sofort aufgefallen ist, als wir wieder zusammen im Proberaum gestanden haben, ist diese besondere Chemie zwischen uns. Irgendwas hat diese Band, was sie von vielen anderen unterscheidet. Es rumpelt auf eine ganz eigene Art und Weise. Ich meine damit nicht, dass wir technisch so wahnsinnig versiert wären, da spielen uns andere sicher in Sack und Asche. Es ist einfach dieser ganz eigene Geist innerhalb der Band, der die Moondogs meiner Meinung nach so besonders macht.
Tom: Das klingt zwar alles etwas pathetisch, trifft es aber voll.
FRIZZ: In den Ankündigungen zum Konzert werden die Begriffe „Comeback“ oder „Reunion“ mit Nachdruck ausgeklammert. Warum eigentlich?
Thomas: Weil ich das als fortlaufende Sache einfach nicht mehr brauche. Und da geht es gar nicht ums Musikmachen, denn das macht mir nach wie vor großen Spaß. Aber das ganze Drumherum: Stundenlange Autofahrten, die Warterei, die Wochenenden immer sonst wo verbringen… da werde ich sofort wieder müde. Das würde einfach keinen Spaß mehr machen. Sollte uns der Gig am 19. aber soviel Freunde machen, dass wir der Meinung sind, das wir das mal wieder machen sollten, werden wir das sicher auch tun. Aber „Comeback“ – das würde heißen, dass man wieder in diese Mühle rein geht, und das wird sicher nicht passieren.
Tom: Das würde auch wegen unserer ganzen anderen Projekte gar nicht funktionieren.
FRIZZ: Ihr habt in nunmehr 25 Jahren Tommy & The Moondogs in den unterschiedlichsten Besetzungen gespielt und ein enormes Repertoire am Start. Was können Eure Fans denn in der Centralstation von Euch erwarten?
Thomas: Die Setlist steht.
Tom: Zumindest das Grundgerüst. Und das war auch ziemlich einfach, auch wenn wir aus so vielen Songs auswählen mussten. Denn das Konzert ist ja so eine „Best of“-Geschichte…
Thomas: …für die wir die Songs nicht danach ausgewählt haben, was am Besten ankommen könnte. Das Hauptkriterium bei der Songauswahl war, dass wir alle Spaß haben, diese Lieder zu spielen. Und den haben wir auf jeden Fall und den werden auch sicher die Leute im Publikum haben.
FRIZZ: Vielen Dank für das Gespräch.
Weitere Infos: www.facebook.com/tommyandthemoondogs