Wanderer zwischen den Welten
Fabian Lau ist Kabarettist, Textdichter, Gitarrist und Krankenpfleger
© Klaus Mai
Fabian Lau
„Ich brauche den Gegensatz, er hält mich wach und man bleibt beweglich!“
Fabian Lau bewegt sich in unterschiedlichen Welten - er ist auf der Bühne ein Meister des Wortes, virtuoser Gitarrenspieler, schreibt messerscharfe satirische Kolumnen und arbeitet im „wahren“ Leben als Krankenpfleger auf einer Intensivstation. Erstmals nach fünf Jahren tritt er am 19. März wieder in Deutschland auf, und zwar im Darmstädter halbNeun Theater. FRIZZ-Redakteurin Martina Noltemeier traf den vielseitigen Künstler, der erzählt, wie sich seine unterschiedlichen Lebensbausteine zu einem Mosaik zusammenfügen.
Der Augenblick ist richtig! Endlich steht der wortgewandte und hochmusikalische Künstler wieder in Darmstadt auf der Bühne, nachdem er in den letzten Jahren durch die Schweiz getourt ist. Am 19. März stellt er sein neues Programm „Der Zauber des richtigen Moments - Rechtzeitige Erkenntnisse, prätraumatische Texte und Chanson Noir“ mit Kabarett-Chansons, Texten und Gitarre und viel Platz für Improvisation vor. Der „Couchpoet“ präsentiert neue Erkenntnisse und alte Empfehlungen - mit Witz und Weisheit, laut und leise, abstrus und zum Totlachen wahr. Im Hier und Jetzt - ganz entspannt.
Dafür hat der liebe Gott die Gitarre erfunden
Seine musikalische Laufbahn fing mit Volksschullehrer Wiedemann an - „ein toller Lehrer und wichtiger Mensch -, der ihm den ersten Gitarrenunterricht gab. Nach der Grundschulzeit in Heidelberg zog Lau mit seiner Familie nach Darmstadt. Er besuchte das Ludwig-Georg-Gym- nasium und die Bert-Brecht-Schule. Klassische Gitarre lernte er bei Wilfried Senger an der Akademie für Tonkunst, bis er in der riesigen väterlichen Plattensammlung auf Louis Armstrong stieß: „Da war es um mich geschehen!“. Mit 13 Jahren hörte er dann Django Reinhardt, der als Begründer des europäischen Jazz gilt: „Dafür hat der liebe Gott die Gitarre erfunden!“ ist sich Lau sicher und verschreibt sich dem Zigeunerjazz. Später traf er auf den bekannten Jazzgitarristen Häns`che Weiss, mit dem er sich anfreundete. 2008 moderierte Lau ein Konzert mit Titi Winterstein und Häns’che Weiss in der Centralstation.
Willkommen auf der Intensivstation
Schon mit 7 Jahren stand Lau auf der Bühne, mit 16 tourte er mit seiner Band „Le Swing“ durch die Region. Auch in der „Krone“ in Darmstadt traten sie nächtelang auf. Doch einem Mann mit so vielen Talenten war „nur“ Gitarrespielen irgendwann zu wenig. Mit Mitte 20 schrieb er Texte, von denen er nicht so genau wusste, „was ich fabriziere“ - Kabarett-Chan- sons. Nach der Ausbildung als Krankenpfleger folgte später der Einstieg in die künstlerische Professionalität mit Kabarettprogrammen. Lau lebte in Nordrhein-Westfalen, lernte die richtigen Leute kennen und hatte bald einen Plattenvertrag. Sein erstes abendfüllendes Programm hieß „Willkommen auf der Intensivstation“. Seit 1993 arbeitet der Künstler als Sa- tiriker, Textdichter und freier Autor und moderierte von 1995 bis 2004 für den WDR eigene Kabarettsendungen, u.a. mit seinen Ziehvätern Hans-Dieter Hüsch und Harald Schmidt. Zu seinen Fans gehören auch Götz Alsmann, Tim Fischer und Urban Priol. Ausgezeichnet wurde Lau mit dem Hessischen Satirelöwen und dem Neuen Westfälischen Kulturpreis. Einige seiner kreativen „Machenschaften“ sind bereits auf CD oder als Buch erschienen.
Seit seiner Eröffnung vor drei Jahren arbeitet er als Krankenpfleger auf der Intensivstation im Kreiskrankenhaus Seeheim-Jugenheim. „Es ist ein interessantes Gebiet, das menschlich und technisch komplex und anspruchsvoll ist“. Die Arbeit auf einer Intensivstation ist auf den ersten Blick das Gegenteil zu einer Kabarettbühne. Doch gibt es auch Gleichklänge, zum Beispiel das Thema „Zeit“. Sowohl bei einer effektiven Intensivmedizin als auch bei der Kunst geht es darum, die richtigen Entscheidungen zum richtigen Zeitpunkt zu treffen und Prioritäten zu setzen. So sieht Fabian Lau, der seine Erlebnisse auch in seinen Kolumnen verarbeitet, die Arbeit zwischen Kunst und Intensivstation nicht als Spagat, sondern viel mehr als eine Erweiterung seines Horizontes an. Die Arbeit im Krankenhaus bietet ihm eine finanzielle Basis für seine kreativen Tätigkeiten: „Es ist ein Luxus, dass ich am Schreibtisch das tun und lassen kann, was ich will. Ich fühle mich wohl damit.“ Und die Ergebnisse seiner Arbeit, die „mit freiem Kopf“ entstanden sind, werden wir im März wieder einmal in Darmstadt genießen dürfen.
19. März, 20.30 Uhr, halbNeun Theater, Sandstraße 32, 64283 Darmstadt