In den nunmehr elf Jahren seit seiner Gründung hat sich „Das Lumpenpack“ in die Herzen zahlloser Musikfans hierzulande gespielt. Ursprünglich als Duo von Jonas Frömming und Max Kennel gestartet, ist „Das Lumpenpack“ seit Anfang 2020 als fünfköpfige Band unterwegs und wird dieses Jahr live auch auf dem „SGF“ für Furore sorgen. Im Gepäck haben die Fünf ihr aktuelles Album „Emotions“ und neue Songs. FRIZZ hat Jonas vorab zum Gespräch getroffen.
FRIZZ: „Alexa spiele Songs von Echt“ singt ihr in „Songs von Echt“, eurer aktuellen Single. Als „Echt“ 1999 mit „Du trägst keine Liebe in dir“ einen Riesenhit hatten, wart ihr gerade mal in der Grundschule. Was verbindet euch mit Kim Frank und Co?
Jonas Frömming: Ich habe das auch damals schon als „Pop Phänomen“ wahrgenommen, konnte das aber erst später, retrospektiv, anerkennen, was für ein toller Song das war und ist, wie so viele andere Songs von „Echt“. Mit den alten Sachen von „Tokio Hotel“ geht mir das ähnlich mittlerweile. Über diese Songs von „Echt“, was wir von denen damals als Kids gehalten haben -nämlich nicht sehr viel- und wie toll wir sie heute finden, haben Max und ich uns viel unterhalten. „Echt“ waren schon eine geile Band!
Ihr kommt aus der Poetry Slam Szene und habt beide schon Landesmeisterschaften gewonnen. Wie kommt man von Spoken Word zur Musik und zum Punkrock?
Das muss man parallel betrachten. Das sind nur unterschiedliche Spielwiesen, auf denen wir uns tummeln. Ob lyrischer Text oder ein Songtext – die Ansätze sind da recht ähnlich. Letztlich geht’s vor allem auch um Sozialisation, die Frage woher man kommt und Max und ich sind schon Kinder des fröhlichen Punkrocks um die 2000er rum und haben gerne Bands wie „Die Ärzte“, „Madsen“ oder auch „The Strokes“ gehört. Über diesen Background haben wir damals zusammengefunden und der Weg über die Slams war recht einfach. Wir sind rumgekommen, haben unsere Texte vorgetragen und wollten irgendwann einfach auch mal was anderes probieren und so haben sich die Slamvorträge so staffelstabmäßig mit den Songs abgelöst. Die Songs wurden mit der Zeit immer mehr und haben einfach mehr Spaß gemacht.
„Das Lumpenpack“ war lange Jahre als Duo unterwegs. Seit 2020 seid ihr eine komplette Band mit fünf Leuten. Wie kams zu dieser Entscheidung? Ihr hättet ja auch einfach Gastmusiker buchen können, wie „AnnenMayKantereit“ und andere.
Ein bisschen ist das auch bei uns so, auch wenn das fies klingt. Max und ich schreiben nach wir vor die Songs – so wie früher. Aber nun mit dem Wissen, dass wir sie live mit einer großartigen Band umsetzen werden. Das eröffnet natürlich sehr viele Möglichkeiten. Und das war einer der Gründe, warum wir unbedingt mit einer Band spielen wollten, denn wir haben uns früher oft ziemlich limitiert gefühlt. Wenn Du in einem Song bei zwanzig Sekunden Instrumentalteil immer nur eine Akustikgitarre hast, ist die Nummer nach zwei Songs schon totgelaufen. Zwei Typen mit Gitarre, die aber eigentlich harte Mucke mögen – das war ja schon immer auch etwas ironisch gemeint. Wir waren schon immer Punk und mit dem neuen Rest der Truppe sind wir das auch. Endlich eine Punkband. Mittlerweile sind das auch sehr gute Freunde und wir sind eine feste Einheit.
2020 hattet ihr eine Menge vor - der Tourbus war gepackt, viele Konzerte der anstehenden Tour bereits ausverkauft und es stand ein randvoller Festivalkalender im Sommer an. Dann kam Corona, alle Konzerte wurden abgesagt. Welche Auswirkungen hatte das auf die Bandchemie?
Wir waren damals noch sehr mit der Frage beschäftigt, wie das wird und wie wir als Band von den Fans aufgenommen werden. Insofern hatten wir durchaus etwas Bammel vor dem Jahr. Durch Corona wurde diese Situation quasi vertagt. Das wurde also wieder etwas auf Eis gelegt, alles hatte sich wieder mehr ins Private zurückgezogen und etwas später haben wir dann einen neuen Anlauf genommen. Zu einem Zeitpunkt, wo man sich dann noch etwas besser aufeinander eingestimmt hatte, durch Videodrehe, Proben, etc. Für die Band war es daher vielleicht gar nicht das Schlechteste, dass die Dinge damals so gelaufen sind.
Für euer Live-Debüt als Band habt ihr im März dann ein Streaming-Quarantänekonzert im leeren „Gloria“ in Köln organisiert. Für dessen Finanzierung, Filmcrew, etc. hattet ihr eine Crowdfunding Kampagne gestartet, die 10.000 € bringen sollte. Kurz nach Start waren bereits 135.000 € eingegangen. Ihr scheint sehr treue Fans zu haben.
Unsere Fans sind nicht mit Gold aufzuwiegen! Gerade im Hinblick auf den Wechsel vom Duo zur Band hatten wir ganz tollen Zuspruch von unseren Leuten, die uns klar gespiegelt haben, dass das ein ganz logischer Schritt war, der sich auch für sie schon länger abgezeichnet hat. Zur Crowdfunding Aktion damals muss man sagen, dass wir mit die ersten waren, die ein solches Konzert auf den Weg gebracht haben und viele Leute ziemlich schnell realisiert hatten, dass dies erst mal für längere Zeit die einzige Möglichkeit sein wird, Konzerte erleben zu können. Da war also ein ziemlicher Fokus drauf und das war auch nötig, weil uns das Geld für die Aktion fehlte und wir den Leuten damit auch klar machen konnten, dass das finanziell eine riesengroße Scheiße ist, die sich für uns Kulturschaffende hier gerade anbahnt. Kultur kann nicht umsonst sein – das haben unsere Fans sehr schnell verstanden, akzeptiert und uns mehr als großartig unterstützt. Wir konnten dann die Leute vom „Gloria“ und unser Team komplett bezahlen. Dann waren noch etwa 120.000 Euro übrig, die wir verteilt haben - beispielsweise an Läden, von denen wir wussten, dass sie keine Förderung erhalten und an Kulturschaffende, die ihre Leute nicht bezahlen konnten.
Seit letztem Jahr können Konzerte endlich wieder „ganz normal“ stattfinden und ihr seid mit Vollgas mit der Band unterwegs - wie fühlt sich das eigentlich an mit so einem Klangkörper im Rücken? Ist es angenehmer, wenn sich der Fokus von zwei auf fünf Leute verteilt?
Total - das ist wirklich so entspannt jetzt! Die Energie, die wir früher zu zweit erzeugen mussten und dieser Druck, permanent senden zu müssen, das war mitunter schon stressig. In der neuen Konstellation hat man öfter die Möglichkeit, sich auch mal einen Moment zurücklehnen und den Mitmusiker*innen zuschauen zu können. Das macht richtig Spaß!
Auch diesen Sommer seid ihr wieder live unterwegs, so auch auf dem „Schlossgrabenfest“, wo ihr am 25. Mai spielen werdet. Wart ihr schon einmal in Darmstadt? Kennt ihr das Fest?
Ja. Wir haben während 2015 des „Schlossgrabenfestes“ mal im Schlossinnenhof beim „Schlosskeller“ gespielt. Das war witzig, denn unser Publikum bestand zu achtzig Prozent aus Leuten, die eigentlich zu Andreas Bourani an die Hauptbühne wollten, aber bei uns „strandeten“, weil der Durchgang zu war und sie dann bei uns geblieben sind (lacht). Ich war schon fasziniert von dem Exzess, der da bei euch mitten in der Stadt abgeht.
Eure Studiengänge in Psychologie und des Förderschullehramts für Deutsch und evangelische Theologie habt ihr mittlerweile abgeschlossen. Wie wahrscheinlich ist es, dass ihr in diesen Berufen arbeiten werdet?
Sehr, sehr unwahrscheinlich, das möchte niemand sehen!
Also alle Zeichen auf „go“ für „Das Lumpenpack“?
Ja, wenn du einmal in dieser Kulturlandschaft gelandet bist, kommst du da nicht mehr raus. Auch wenn „Das Lumpenpack“ irgendwann mal vorbei sollte, wird da ein Ort für uns sein, an dem wir unsere gelernten Skills werden anwenden können. Aber ein Ende der Band ist erstmal nicht abzusehen, dafür macht das Ganze einfach viel zu viel Spaß!
Vielen Dank für das Gespräch.
Weitere Infos unter:
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FRIZZmag präsentiert: Das Lumpenpack live!
Do. 25.5., 20.40 Uhr, ECHO-Bühne, Schlossgrabenfest, Darmstadt
FRIZZmag verlost 2x2 Festival-Tickets für das Schlossgrabenfest vom 25.5. – 28.5.23
Und so geht’s:
Einfach eine E-Mail mit dem Stichwort ,,Schlossgrabenfest 2023" an verlosung(at)frizzmag.de schicken (Telefon und Name nicht vergessen). Wir melden uns dann via E-Mail bei euch.
Einsendeschluss ist am 20.5.!