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Bill Ramsey
Begleitet wird der 87-jährige DeutschAmerikaner von den European Swing Allstars, die sich durch Improvisationsfreude und Musikalität auszeichnen. Ramsey gehört zum Urgestein der Jazzszene.
FRIZZmag: Herr Ramsey, wie geht es Ihnen?
Bill Ramsey: Im Moment nicht so gut. Wir sind deshalb nicht ganz sicher, ob das klappt am 27. Juli. Aber ich will das sehr hoffen, ich bin zuversichtlich.
Sie kommen 2018 zum dritten Mal hintereinander zu den Residenzfestspielen ...
Ja, das stimmt.
Weil aller guten Dinge drei sind - oder was gefällt Ihnen an Darmstadt?
Das Publikum ist toll, sie sind vorbereitet und froh, dass ich da bin, und das zeigen sie. Und das inspiriert uns natürlich.
Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an, hat Ihr Kollege Udo Jürgens gesungen. Wie ist das mit 87? Wie aktiv sind Sie noch?
Ich bin nicht mehr so aktiv, weil ich Schwierigkeiten habe mit dem Raufkommen auf die Bühne und dem Runterkommen. Ich habe Probleme mit meinen Beinen, es geht alles nicht mehr so ganz zuverlässig.
Stimmt es, dass Sie sonst nicht mehr auf der Bühne stehen, also exklusiv und einmalig im Jahr für uns in Darmstadt singen?
Ja, ich bin nicht mehr anderswo. Im Moment hat nur Darmstadt eine Option auf mich (lacht).
Also, wenn man Sie erleben will, muss man im Zweifelsfall von Honolulu bis nach Darmstadt kommen, sonst hat man keine Chance?
Jawohl, so ist das.
Man erlebt bei Ihren Auftritten einen fast magischen Moment: Da kommt ein älterer Herr auf die Bühne und mit der einsetzenden Musik steht da ein anderer Mensch - es scheint, die Zeit dreht zurück. Wie erleben Sie das?
Ich glaube, dass das nicht so ganz stimmt. Aber es ist gut, wenn das Publikum das so erlebt. Und für mich ist es auch gut, auf der Bühne zu sein und zu singen.
1958 bekamen Sie Ihren ersten Plattenvertrag - als Amerikaner sangen Sie deutsche Schlager. Waren Pigalle, Mimi und die Zuckerpuppe Segen oder auch ein ein bisschen Fluch für den leidenschaftlichen Jazz-Sänger?
Ich habe wirklich nicht gewusst, was da alles auf mich zukommt. Aber ich fand die Lieder lustig und musikalisch sehr gut arrangiert. Heinz Gietz (1924-1989, Komponist und Arrangeur - Anm. der Red.) war ein Jazzmusiker von ganzem Herzen, und das ist zu hören in seinen Arrangements. Ich habe gerne mit Heinz zusammengearbeitet.
Welche Musik hören Sie selbst gern?
Oh, allerlei. Eine Mischung aus internationaler Folklore und Klassik. Und ich sehe gerne Ballett, da haben wir ja in Hamburg eine ganz besondere Szene mit John Neumeier (Ballettdirektor und Chefchoreograf des Hamburg Ballett, Ballettintendant an der Hamburger Staatsoper, Anm. der Red.)
Interessieren Sie sich auch für Fußball?
nteressieren Sie sich auch für Fußball? Nein, nicht besonders. Wir gucken die Spiele an, wenn es geht. Aber wir brechen uns kein Bein dabei (lacht).
Sie leben seit 1991 in Hamburg und haben seit 1984 die Deutsche Staatsbürgerschaft. Ist für Sie als gebürtiger Amerikaner eher Donald Trump Ihr Präsident oder doch Walter Steinmeier?
Ich bin Steinmeier-Fan. Ich bin aber auch ein Fan von Olaf Scholz, der hier unser Bürgermeister war. Jetzt ist er ja Finanzminister.
Sie sind nicht nur als Sänger, sondern auch als Journalist, Hörfunkmoderator und Schauspieler tätig gewesen. Was davon entspricht Bill Ramsey am meisten?
Als Schauspieler in Filmen, das hat mir einen Mordsspaß gemacht. Aber das mach ich schon lange nicht mehr, dafür bin ich zu alt.
Das Motto der Residenzfestspiele 2018 ist „Zeitenwende”. Ist Ihr Auftritt auch für Sie eine Zeitenwende? Oder besteht die Chance, Sie 2019 wieder erleben zu dürfen?
Letzteres. Vielleicht bin ich dann etwas weniger aktiv. Aber ich bin dafür, dass Sie noch mal eine - vielleicht etwas limitierte - Ausgabe des jazzenden Ramseys bekommen.
Prima. Und vielen Dank für das Gespräch. Wir freuen uns auf Sie am 27. Juli.
Gleichfalls. Auch ich freue mich sehr.
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