© Klaus Mai
Seine neue, junge Version des „Datterich“ ist den Darmstädter*innen noch in bester Erinnerung. 2015 inszenierte er den Darmstädter Mundartklassiker. Seine hessische Fassung von „Indien“, ein ursprünglich wienerischer Road-Trip, ist noch bis zum 1. April im Staatstheater Darmstadt zu sehen.
Wie entstand die Idee für die Inszenierung des Road-Trips „Indien“?
In dem ersten Gespräch zwischen Dramaturgie und dem Regisseur Mathias Znidarec war schnell klar, dass man das Stück auf Hessisch machen müsste! Schließlich steht schlicht und ergreifend auf der ersten Seite im Buch, man möge das Stück in die jeweilige Mundart übersetzen. Außerdem kommen die Flapsigkeit und Hemmungslosigkeit der Figuren auf Hessisch besser raus. Und das Mundarttheater hat ja im Haus einen Stellenwert, auch durch den Datterich.
War das schwierig, vom Wienerischen ins Hessische zu übersetzen?
Nein, der Datterich war bei mir noch sehr präsent. Die eigentliche Schwierigkeit war eher, es hinzuschreiben. Ich musste es laut aussprechen, während ich es hinschrieb (lacht).
Würdest Du sagen, Du kennst solche Typen wie die Gastro-Inspektoren Bösel und Fellner?
Ja, irgendwie schon. Die Figuren sind keine bösen Menschen. Man hegt trotzdem Sympathien für sie. Schließlich muss man dem Publikum ja Möglichkeit geben, sich mit den Figuren zu arrangieren.
Was ist das Interessante am Stück?
Der große Kniff sind die zwei sehr unterschiedlichen Akte, das macht das Stück kühn und für die Bühne interessant. Durch die Krankheit von Fellner kommen auch bei Bösel Dinge zum Vorschein, die man vorher nicht erwartet hätte.
Wieviel Freiheiten hast Du beim Schreiben Deiner Stücke?
Ich schreibe entweder als Auftrag für ein Theater oder komplett frei. Wenn ich eine Auftragsarbeit habe, hängt es vom Motto des Spielplans, der Stätte und meinem Stil ab. Ich bin bekannt für meine Komödien und die werden dann auch erwartet. Im Kern handeln meine Stücke von Leuten, die mit ihrem Leben in eine ganz andere Richtung gehen möchten.
Dein Vater Rüdiger Gieselmann war Pfarrer und Theaterkritiker …
Ja, und meine Mutter Lektorin und Souffleuse. Schon mein Großvater väterlicherseits war Deutschlehrer, hat Schultheater gemacht und Kritiken geschrieben.
Dann gehst Du sicherlich schon lange ins Theater?
Ab Mitte der 80er-Jahre, da war ich 14. Ich habe alles gesehen, was ich mitnehmen konnte. Irgendwie hatte ich schon immer ein Faible für Komödien, habe immer viel gelesen, war auf der Justus-Liebig-Schule und habe viel Schultheater mit Hanno Hener gemacht, der ja leider im November durch einen Fahrradunfall verstorben ist.
Gehst Du gerne ins Kino?
Aufgrund meiner drei Kinder komme ich eigentlich nicht ins Kino, ich bin ein typischer Trendserien-Gucker. Im Moment schaue ich „Good Girls Revolt“ oder „Modern Family“. Zum Lesen komme ich recht viel - durch die Zugfahrten.
Wie steht es um Komödien heute am Theater?
Die Komödie hat es heutzutage besser als vor zehn Jahren, sie hat an Stellenwert hinzugewonnen. Man traut ihr auch zu, dass sie Themen anpackt, die für die Gesellschaft relevant sein könnten. Diese Tendenz begrüße ich.
Du betreibst ja seit elf Jahren einen Popblog namens popticker, auch mit statistischen Highlights zu „The Voice of Germany“…
Mir machen Statistiken und Listen Spaß. Diese Einträge haben immer die meisten Leser, mehr als die komplizierten Texte. Mit Musik beschäftige ich mich schon länger. Als ich noch keine Kinder hatte, habe ich als DJ in Berlin viel aufgelegt, das war neben dem Theater mein zweites Standbein. Heute lege ich noch ab und zu auf, zu meinem eigenen Vergnügen.
Du hast ja ganz ausgefallene Musik-Tipps…
Auf die Tipps komme ich durchs Stöbern in Plattenläden. Ich kaufe fast ausschließlich Platten, Hamburg gilt ja als Vinyl-Mekka. Auf Konzerte gehe ich ab und zu noch mal, vor allem weil ich direkt in St. Pauli wohne, die großen Hallen sind alle bei mir in der Nähe.
Vielen Dank für das Gespräch!
Vorstellungen Indien: 1., 8., 24.3. & 1.4. im Staatstheater Darmstadt
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