© Peter Horsch
Mountainbike Odenwald Frankenstein
Mit dem Mountainbike durch den Odenwald
Dass unser schönes Südhessen allerhand zu bieten hat, ist ja nun nicht neu und gerade in den Sommermonaten zieht es eine Vielzahl von Menschen aus der Region an die umliegenden Badeseen oder auf Wanderschaft in den Odenwald. Für den zweiten Teil unseres Outdoor-Specials hat sich unser Kollege Benjamin Metz aufs Rad geschwungen, ist unter kundiger Führung in den Odenwald geradelt und hat hierbei sogar seinen ersten "Frankenstein-Aufstieg" absolviert.
Eigentlich fahre ich ja bereits seit vielen Jahren Mountain Bike. Eigentlich. Denn zwischen "ein Moutain Bike fahren" und "Mountainbiken" besteht ein deutlicher Unterschied. Das wird mir spätestens bewusst, als ich mich mit meinem alten Freund Peter und seinem Nachbarn Christian, beide passionierte Rad-Cracks und Mountainbiker, für meinen ersten Offroad-Trip in den Odenwald treffe. Angekommen in Eberstadt wird erstmal meine Ausrüstung gecheckt und für mangelhaft befunden. Ein paar Handschuhe müssen her. "Falls Du Dich mal hinlegen solltest", meint Peter. Mir wird mulmig. "Wir fahren da eine entspannte Route auf den Frankenstein hoch und dann rüber nach Seeheim, ok?" Frankenstein? Der Ort hatte für mich bis dato in Bezug auf Radfahren immer etwas Mythisches. Muskelzerrung, Hitzschlag und Kettenriss sind so die Themen, die ich bis dato mit "auf den Frankenstein fahren" in Verbindung gebracht habe.
Doch ich vertraue auf die Kompetenz meiner beiden Tourführer und tatsächlich lässt sich das Ganze recht locker an. An der sogenannten "ersten Brücke" über die B426, wo sich viele Mountainbiker traditionell treffen und ihre Tour starten geht es dann allerdings ziemlich schnell zur Sache. "Kleinere Gänge", mahnt Peter. "Immer so fahren, dass Du Dich noch normal unterhalten kannst". Ich komme mir vor wie im Spinning Kurs und strampele wie verrückt, denn die Steigung ist heftig. Zum alleresten Mal verstehe ich, warum mein Rad 27 Gänge hat und bin für jeden Einzelnen dankbar. Doch nach ein paar Kilometern ist ein guter Teil Höhe bezwungen und die Kondition spielt gut mit. Was auffällt, sind die vielen anderen Mountainbiker, die hier am Samtsagmorgen am Berg unterwegs sind. "Abends unter der Woche ist noch viel voller hier", meint Peter. Der "Mythos Frankenstein" schreckt also gar nicht ab. Ganz im Gegenteil: Er scheint anzuziehen! Unterhalb von Burg Frankenstein zeigen mit Peter und Christian noch mitten in der Pampa einen kleinen Pfad, der steil hangabwärts führt, die legendäre „Rinne“. Der kleine Weg hat sich ich in den vergangenen Jahren zum Hotspot der lokalen Downhill-Szene entwickelt und sorgt immer wieder für Diskussionsstoff, da die selbstgebauten Rampen der Biker dem Hessischen Forstamt ein Dorn im Auge sind. Mein Thema ist die Rinne aber (noch) ganz sicher nicht, denn beim Blick hangabwärts bekomme ich schon beim Gedanken, zu Fuß dort hinabzu müssen, ziemliche Beklemmung. Auf der Burg angekommen genieße ich den kurzen Moment des Ruhms meiner ersten "Frankenstein Experience" und den immer wieder schönen Ausblick auf Eberstadt und Umgebung.
Für viele Mountainbiker ist nach all der Plackerei am Berg die Abfahrt, auch „Downhill“ genannt, die große Belohung einer Tour. Damit die für mich möglichst verletzungsfrei abläuft bekomme ich von Peter an der nahegelegenen Felsing Hütte noch eine kleine Einweisung für die korrekte Haltung beim Abwärtsfahren: "Gewicht nach hinten verlagern, mit den Hintern fast aufs Hinterrad!" Klingt merkwürdig, sieht auch komisch aus, ist aber eine ganz wichtige Regel, wie ich kurz darauf feststelle, denn die Frankenstein Abfahrt hat es in sich und erfordert jede Menge Konzentration, Augenmaß und Körpergefühl. Das Blöde dabei: Zügig fahren sollte man ebenfalls, um nicht mitten im Hang abzuschmieren.
In Bewegung bleiben ist alles. Trotz allem ist das Thema Downhill für einen Anfänger wie mich eine ziemliche Packung: Bloß nicht zuviel Vorderradbreme, Pedale waagrecht halten, um nirgendwo hängenzubleiben, Gewicht nach hinten, schön auf Steine und Wurzeln achten, und, und, und. Als wir auf halber Strecke an der 10-Wege-Kreuzung eine kurze Pause einlegen, weiß ich kaum, was anstrengender war - die Abfahrt an sich oder die Konzentration, die nötig war, diese ohne Blessuren zu überstehen.
Stürze und kleinere Unfälle gehören aber wohl zum Alltag eines Mountainbikers, wie mir meine beiden Tourkollegen versichern. Aber das Wissen um die Gefahr und der Respekt vor jeder Abfahrt, jedem Hügel ist schon mal die halbe Miete bei der Vermeidung schlimmer Verletzungen. Die weitere Fahrt ins Tal nach Malchen ist dann schließlich so ganz nach meinem Anfänger-Gusto: Ein rasanter, doch entspannter Ride durch den Wald mit vielen schönen Eindrücken, der mir, wie bereits so oft, zeigt, wie viel großartige Natur wir direkt vor der Haustür haben. Mann muss sich einfach öfter mal aufraffen, diese auch zu erkunden. Mountainbiken ist definitiv eine hervorragende Möglichkeit, die hiesigen Wälder zu durchstreifen und den einen oder anderen Trail zu entdecken. Mich zieht es künftig wieder öfter aufs Rad, keine Frage.
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