©Otto-Bartning-Archiv
Mit den Entwürfen der Sternkirche 1922 (Modellfoto) und der Stahlkirche 1928 schuf Bartning Leitbauten des Kirchenbaus.
Für viele Darmstädter*innen ist der Architekt Otto Bartning ein Unbekannter, auch wenn sie vielleicht in dem 1954 fertiggestellten Darmstädter Meisterbau, der Frauenklinik, geboren worden sind. Noch weniger bekannt sein dürfte die 1950 eingeweihte Matthäuskirche in der Heimstättensiedlung, eine der von ihm entworfenen Notkirchen. Mit dem Notkirchenprogramm entstanden ab 1946 in 43 deutschen Städten seriell vorgefertigte Typenkirchen.
Otto Bartning verbrachte die Zeit von 1950 bis zu seinem Tode 1959 in Darmstadt und wohnte in einem Flügel des Ernst-Ludwig-Hauses auf der Mathildenhöhe. Als Mitbegründer des Deutschen Werkbunds (DWB) nach 1945 und als seines Zweiten Vorsitzenden ab 1950 sowie als Gründungsmitglied der Sektion Baukunst der Akademie der Künste 1955 beeinflusste er die programmatischen Leitlinien der Architekturentwicklung der jungen Bundesrepublik. Die Internationale Bauausstellung „Interbau 1957“ in Berlin ist ein weiterer Höhepunkt seines Lebenswerks. Unter Bartnings Leitung entstand der Bebauungsplan für das Hansaviertel. Bartning gründete 1953 in Darmstadt die Otto-Bartning-Stiftung. Das Otto-Bartning-Archiv ist heute im Fachbereich Architektur der TU Darmstadt untergebracht.
Die Ausstellung „Otto Bartning (1853- 1959). Architekt einer sozialen Moderne“, die ab dem 19. November im Museum Künstlerkolonie zu sehen ist, würdigt erstmals alle Bereiche des vielschichtigen Lebenswerks von Otto Bartning. Als Architekt und Theoretiker der Moderne, als Inspirator und Kritiker, Schriftsteller und Berater hat Bartning die Baukultur des 20. Jahrhunderts nachhaltig geprägt. Dabei setzte er neue Maßstäbe in der engen Verbindung von künstlerischem Anspruch und sozialer Verantwortung, berücksichtigte in seinen in ganz Deutschland und auch im europäischen Ausland errichteten Kultur-, Sozial- und Wohnbauten menschliche Bedürfnisse, Gebrauchsfähigkeit und Akzeptanz. In seinem Bestreben, stets auch der spirituellen Dimension im Leben der Gesellschaft einen angemessenen Raum zu geben, avancierte er schon früh zum Protagonisten des modernen evangelischen Kirchenbaus.
Die umfassende Retrospektive führt anhand von originalen Zeichnungen, Fotografien und Architekturmodellen durch vier Epochen deutscher Geschichte. Viele bisher noch nicht präsentierte Exponate sind zu sehen, da für die Ausstellung erstmals der im Otto-Bartning-Archiv der TU Darmstadt erschlossene gesamte private Nachlass Bartnings zur Verfügung stand.
Kuratorin der Ausstellung ist die Architektur- und Kunsthistorikerin Sandra Wagner-Conzelmann. Stationen der Ausstellung waren bereits die Akademie der Künste, Berlin, und in Bartnings Geburtsstadt Karlsruhe die Städtische Galerie Karlsruhe.
Otto Bartning (1883-1959). Architekt einer sozialen Moderne Sonderausstellung im Museum Künstlerkolonie vom 19. November 2017 bis zum 18. März 2018
Eröffnung am Samstag, 18. November 2017, 18:30 Uhr
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