… setzen die monatlichen Buchempfehlungen aus Darmstadt. Seit 1952 trifft sich regelmäßig eine unabhängige Jury aus Schriftstellern, Journalisten und Literaturkritikern, um aus der Vielzahl der Neuerscheinungen ein Buch besonders hervorzuheben.
Mit der Auszeichnung soll diesen Büchern zu einer größeren Verbreitung verholfen werden. Dabei fällt die Wahl nicht unbedingt auf literarische Bestseller, manches Buch wurde durch die Auszeichnung „Buch des Monats“ erst erfolgreich.
Aktuell gehören der Jury an:
Peter Benz, Michael Braun, Oliver Jungen, Hanne F. Juritz, Adrienne Schneider, Prof. Dr. Wilfried F. Schoeller, Dr. Tilman Spreckelsen, Dr. Gerhard Stadelmaier, Dr. Hajo Steinert, Wolfgang Werth.
Begründung der Jury
Ein Baron, dessen Familie einst in Südungarn ansässig war, kehrt nun, im 21. Jahrhundert, aus Argentinien in die alte Heimat zurück. Die Stadt steht Kopf, die Hoffnungen auf plötzlichen Reichtum für alle sind groß, aber der Baron, ein moderner Don Quijote, ist müde und will nur noch einmal seine Jugendliebe wiedersehen. Doch die Hoffnungen lösen sich in Luft auf, eine nach der anderen, bis alles auf eine Apokalypse zusteuert, in der die Stadt unterzugehen droht.
László Krasznahorkai, der mit den Romanen „Satanstango“ oder „Melancholie des Widerstands“ bereits suggestiv erzählteMeisterwerke vorlegte, zeichnet hier das hinreißende Bild einer Stadt, indem er eine Vielzahl von Stimmen und Perspektiven versammelt, die ansatzlos ineinander übergehen und das Geschehen widersprüchlich, parteiisch, zunehmend atemlos und ausgesprochen farbig schildern: Da ist der Bürgermeister, der sich mit dem Polizeichef der Stadt einen Machtkampf liefert und dabei hoffnungslos unterlegen ist, der Rockerhauptmann, der viel von Idealen spricht und erbarmungslos zuschlägt, der weltberühmte Moosforscher, der sich als äußerst gewieft im Kampf gegen diejenigen erweist, die ihm ans Leder wollen, und schließlich die beiden rührenden Alten, Schwärmer und Angeschwärmte vor vielen Jahren, die sich in einer bedrückenden Szene zugleich erkennen und verpassen.
Sein Verfahren bringt Krasznahorkai in ein bezauberndes Bild: Er stellt dem Roman den Monolog eines Dirigenten voran, der ein Orchester zur Mitarbeit aufruft, unter dem man sich das Stimmenmeer des Romans, vielleicht aber auch dessen Leser vorstellen mag, die das ihre tun, um das polyphone Unternehmen zu einem Erfolg zu machen. Der ist ihm sicher.
Laszlo Krasznahorkai: „Baron Wenckheims Rückkehr“
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