… setzen die monatlichen Buchempfehlungen aus Darmstadt. Seit 1952 trifft sich regelmäßig eine unabhängige Jury aus Schriftstellern, Journalisten und Literaturkritikern, um aus der Vielzahl der Neuerscheinungen ein Buch besonders hervorzuheben. Mit der Auszeichnung soll diesen Büchern zu einer größeren Verbreitung verholfen werden. Dabei fällt die Wahl nicht unbedingt auf literarische Bestseller, manches Buch wurde durch die Auszeichnung „Buch des Monats“ erst erfolgreich. Aktuell gehören der Jury an: Peter Benz, Kurt Drawert, Oliver Jungen, Hanne F. Juritz, Adrienne Schneider, Julia Schröder, Dr. Tilman Spreckelsen, Dr. Gerhard Stadelmaier, Dr. Hajo Steinert, Beate Tröger und Wolfgang Werth.
Begründung der Jury Der große, indes fern von den Zwängen des sogenannten Literaturbetriebs schreibende französische Dichter Julien Gracq (1910–2007) gibt in seinen unter dem Titel „Lebensknoten“ aus dem Nachlass erschienenen Notizen der rumorenden Welt etwas zurück, was sie längst verloren hat: Schönheit, Stille, Poesie, Sinnlichkeit und Wohlklang. Einen Wohlklang der Worte vor allem, die sich in diesem schmalen, aber umso kostbareren Bändchen mit Reisebeschreibungen, auch Reflexionen über das Schreiben an sich, aneinanderreihen wie Perlen an einer Schnur. Ob durch die Windschutzscheibe seines Automobils (auf Fahrten nie schneller als mit Tempo 30, wie es scheint), auf dem Fahrrad oder zu Fuß: an Straßenrändern, Ufern von Seen und Meeren, an Flussläufen (der Loire vor allem), in den Provinzen, Vorgärten, Wäldern, Wiesen und Dörfern sieht, ja erblickt er Dinge und Farben, hört er Geräusche, atmet er Gerüche ein, die der oberflächlich durch das Leben taumelnde Zeitgenosse kaum bemerkt. Und wie charmant sich Julien Gracq ganz nebenbei mit leuchtenden Liebeserklärungen vor seinen Kollegen verbeugt: Proust, Baudelaire, Verlaine, Breton, Valéry, Stevenson, Lichtfiguren der Literaturgeschichte wie Gracq selbst. Hajo Steinert (im Namen der Darmstädter Jury Buch des Monats)