Ein Zug, mitten im Orient auf dem Weg durch die Wüste, hin zu den persischen Ölfeldern der Briten. In einem Extra-Waggon ein Wanderzirkus mit Artisten, Feuerschluckern, Hellsehern, Herzensbrecher, eingehüllt in Kaftane. Sie spielen die Geschichte der Nibelungen und reisen als deren Helden. Eine Gauklertruppe, denkt man zuerst, aber verborgen unter Klamotten-Koffern, steckt der ganze Zug voller Waffen und Sprengstoff. Denn diese Nibelungenhelden sind getarnte deutsche Offiziere, Agenten im Jahr 1915. „Glut“, Albert Ostermaiers Abschluss seiner Trilogie in Worms, beruht auf einer historischen Begebenheit und ist ein geschickter Querverweis der teutonischen Sage zu einem fast unbekannten Kapitel deutscher Geschichte. TV-Stars wie David Bennent, Mehmet Kurtulus, Oscar Ortega Sánchez oder Heio von Stetten sollten diese Orient-Express-Fahrt unter der Freilichtbühne des Kaiserdoms zu einem Trip voller Anarchie und politischer Intrigen vervollkommnen. Dazu möchte der profilierte Regisseur Nuran David Calis (Foto), wie bereits im Vorjahr, reichlich Zeitkolorit ans Rheinufer spülen und die „Umwälzungen europäischer Geschichte“ aufzeigen. Schließlich gehörten die Parallelen zwischen Nibelungenlied und Gegenwartsthemen „zur DNA der Festspiele“.
Siegfried von Arabien
„Glut“ bei den Nibelungen-Festspielen Worms (4. bis 20.8.)