© Manfred Rademacher
Theaterlabor INC.
Erforschung und Sichtbarmachung der Qualität „des Andersseins“. Auch in der aktuellen inklusiven Inszenierung des Theaterlabors INC. wird die Bühne zu einem beeindruckenden Raum utopischer Kommunikation.
Berührungsängste mit großen Namen kennen sie nicht beim Theaterlabor, und weil die Besucher des „Hamlet“ mindestens ein Zitat aus dem berühmten Dramenstoff der Weltliteratur auf der Zunge tragen, lässt Regisseur Max Augenfeld Shakespeares „Sein oder Nichtsein“ gleich in mehreren Fassungen von unterschiedlichen Personen sprechen - Hamlet frei nach Schnauze sozusagen. Vor vier Jahren haben Nadja Soukup und Augenfeld eine ganz eigene Fassung des klassischen Stoffes entwickelt, was durchaus erwähnenswert ist in einem inklusiven Ensemble, in dem Profi-Schauspieler mit beeinträchtigten Kollegen aus der Lebenshilfe Dieburg gemeinsam auf der Bühne stehen, und in Zeiten pränataler Diagnostik so manche von ihnen möglicherweise einst gar keine Chance auf das eigene Sein gehabt hätten.
Der „Hamlet“ war auch großes Puppentheater, bei dem die Rollen doppelt besetzt waren. Einer führte, der andere spielte. Nachdem die Spielsituationen aufgelöst waren, wurde das Publikum in zwei Gruppen durchs Mollerhaus geführt und erlebte das Stück als Abfolge von Performances. Gerade weil die Darsteller schon in früheren Theaterlabor-Produktionen eigene Ideen eingebracht haben, kommen die vielen performativen Elemente dem gemischten Ensemble mit seinen unterschiedlichen Talenten jetzt entgegen. Daran hat auch die Corona-Situation nichts geändert, die die Theatermacher als eine weitere Herausforderung begreifen, theatrale Experimente in einem pandemiegerechten und interaktiven Theaterbetrieb zu überführen. Jüngere und aktuelle Projekte wie „Prison to go“, „Fenster zur Freiheit“, „Zukunftslab.online“ und „Südsee Viromaten“ dürfen unter dieser Prämisse als ästhetisch gelungene Annäherungen an die neue Zeit verstanden werden.
In „A/B/S/U/R/D“, dem neuen Stück, will die bunte Theatergruppe die Bühne erneut zu einem Raum utopischer Kommunikation machen, die durch die ständige künstlerische Auseinandersetzung mit aktuellen Gegebenheiten fortgeschrieben werden soll. „Die konsequente Verweigerung von Sinn, weil so viel Unsinn geschieht“, so die künstlerische Leiterin Nadja Soukup in ihrem Pressetext, sei eine der Maximen der neuen Produktion: „Das Lachen als therapeutischer Akt in einer Welt, die immer mehr Absurditäten bereithält.“ Gerade entstünde eine neue Dadaismus-Bewegung als Reflex auf die vom Coronavirus eingeläutete Zeitenwende. Unter 2G-Bedingungen soll in den Wintermonaten für jeweils rund 25 Zuschauer „ein absurdes und inklusives Theaterlabor für jedermann in einer grotesken Welt“ geöffnet werden, das Theater Moller Haus fungiert als kongeniale Heimatstube.
Das Stück ist am 7. (Premiere), 14.,15.,21.,22.,25.,30. und 31. Januar 2022 im Darmstädter Moller Haus zu sehen. Weitere Aufführungen sind für den 1.,11. und 12. Februar terminiert.
Infos zur Arbeit der Kompagnie und Möglichkeiten der Kartenvorbestellung finden sich auf der Homepage von Theaterlabor INC., der Internetauftritt des Theaters Moller Haus bildet zudem das Gesamtprogramm der Freien Szene ab.