© Manfred Rademacher
Theater Moller Haus
Das Theater Profisorium spielt „Ein Mann, viele Übel“ - kaum zu glauben, dass der Stoff über lädierte Männerseelen bislang noch nicht den Weg auf deutschsprachige Theaterbühnen gefunden hat.
Das Thema der Verführung ist mittlerweile zu einer Qual für den modernen Mann geworden. Er muss sich zynisch geben und so tun, als sei er unerreichbar, um der schönen Frau zu gefallen, die schon lange seine Strategien durchschaut. Und dann ist da noch der Mann im reiferen Alter, der so sehr in der Routine des Paarlebens gefangen ist, dass sein einziges Streben dem Materiellen gilt - bis zu dem Punkt, an dem er sich der Frage gegenübersieht: Liebt er sein Auto mehr als seine Frau?
Regisseur Olivier Jean hat Emmanuel Beaufils literarische Vorlage „Un Mâle, des Maux“ vor rund zehn Jahren zu einem launig-zeitlosen Konversationsschwank im frankophilen Stil verquirlt - kaum zu glauben, dass der Stoff über die lädierte männliche Psyche bislang noch nicht den Weg auf deutschsprachige Theaterbühnen gefunden hatte. In acht Episoden geht „Ein Mann, viele Übel“ nun als herbstliche Wiederaufnahme im Darmstädter Moller Haus an den Start. In der deutschen Erstaufführung, für die das Theater Profisorium verantwortlich zeichnet, ist auch nach der Sommerpause absehbar, dass der Protagonist sich in seiner Haut nicht wohlfühlen dürfte.
Mit Hilfe von verschiedenen Situationen, die quasi als wissenschaftliche Experimente oder Versuchsanordnungen gesehen werden können, lässt uns Autor Beaufils teilhaben an einer Röntgenaufnahme der maskulinen Seele, einer Endoskopie der männlichen Ängste, einer Dissektion seiner komplexen Gefühle. Die Profisorium-Inszenierung lässt unser Mannsbild, irritiert von den oft unverständlichen Reaktionen des anderen Geschlechts, in eine noch tiefere Verwirrung stürzen - und fragt am Ende: Ist dieser Kerl nur gläsern oder schon krank?
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