Nächstes Jahr sollen die Bagger anrücken und dann war es das mit dem Osthang der Mathildenhöhe. Wir sagen Lebewohl und blicken auf fünf Jahre Kultur, Musik und Gemeinschaft zurück. Der Osthang der Mathildenhöhe ist ein spezieller Ort. Hier oben über den Dächern ist es leicht zu vergessen, dass um eine/n rum eine Stadt liegt. Ich stehe zwischen den Bäumen und den selbstgebauten Holzkonstruktionen, die Mainhall, Bar und Klettergerüst bilden, während ich die Bilder für diesen Artikel schieße. Für mich ist der Osthang ein noch relativ neuer Ort, da ich ihn erst seit zwei Jahren kenne und seit einem Jahr regelmäßig besuche. Doch schon in dieser kurzen Zeit habe ich verstanden, was er für die Kulturszene in Darmstadt bedeutet – und nicht nur mir geht es so. „Das Besondere ist die Vielfältigkeit des Osthangs – das wir Programm nicht nur für Junge und Studierende, sondern für alle Altersgruppen machen“, erklärt mir Bianca Biernatek, ehrenamtliche Mitarbeiterin am Osthang und eine gute Freundin. Wir sitzen in meiner Küche, frühstücken und sie erzählt mir von ihrer Zeit am Osthang. „Ich bin seit 2016 dabei – Jugendstil-Tage im Juni“, erzählt sie, „Ich kannte durch mein Architekturstudium sehr viele Menschen am Osthang und so bin ich dahin gekommen.“ Nach fünf Jahren freiem Kulturschaffens, unzähligen Ausstellungen und Konzerten soll der Osthang nächstes Jahr platt gemacht werden. Na gut – nicht der Osthang selbst, sondern das Kulturzentrum, das 2014 aus dem Osthang Project (initiiert vom Darmstädter Architektursommer e.V.) entstand. Nun wird dort ein Besucherzentrum entstehen, das der Mathildenhöhe zum Weltkulturerbe-Status verhelfen soll. Dass die Mathildenhöhe von der UNESCO anerkannt wird, will niemand verhindern. Doch wie mit der Szene am Osthang und ihren Betreiber*innen umgegangen wurde, ist nicht gerade eine Glanzleistung der Stadt. Anstelle über die Köpfe hinweg zu entscheiden, hätte die Stadt die ganze kreative Energie der Menschen vor Ort nutzen können. Im Moment bleibt nur ein ungutes Gefühl, dass der neue Osthang ein Zentrum für Massentourismus wird und die junge Darmstädter Kulturszene leer ausgeht. „Ich habe schon Pläne für einen neuen Platz in Darmstadt, um Kultur zu schaffen“, verrät mir Bianca. Wie, wo und was will sie mir aber noch nicht sagen. Immerhin ist es sehr beruhigend zu wissen, dass nicht aufgegeben, sondern nach vorne geschaut wird. In diesem Sinne nehmen wir Abschied von einem wunderbaren Ort und genießen den letzten Monat Osthang.
Der Osthang sagt Tschau!
Ein Nachruf auf einen der schönsten Orte Darmstadts