© Kai Marks
”Einen Plan B gab's nie"
Max Giesinger ist Headliner des Schlossgrabenfestes 2017
Bereits sein Major-Debüt „Der Junge, der rennt“ und die darauf enthaltene Single „80 Millionen“ bescherten dem Sänger und Songwriter Max Giesinger eine große Fangemeinde und enorme mediale Aufmerksamkeit. Inzwischen ist der Wahl-Hamburger in aller Munde und gehört zur A-Liga der deutschen Popszene. Gegenwärtig ist Max auf großer Festival-Tournee und macht hierbei am 25.05. auch Station auf dem Schlossgrabenfest. FRIZZ-Redakteur Benjamin Metz traf den sympathischen Baden Württemberger vorab zum Interview und sprach mit ihm über Erfolg, Straßenmusik und das Schlossgrabenfest.
FRIZZ: Du scheinst einen Lauf zu haben: Dein aktuelles Album „Der Junge, der rennt“ ist nach seiner Veröffentlichung im vergangenen Frühjahr direkt hoch in die Charts eingestiegen und die Singles „80 Millionen“ und „Wenn sie tanzt“ wurde große Hits. Wie fühlt sich dieser ganze Hype für dich an momentan?
Max Giesinger: Das fühlt sich immer noch sehr surreal für mich an. Ich meine, es war schon immer mein großer Traum, mit der Musik so richtig an den Start zu gehen. Aber dass das Ganze dann plötzlich so ein Level erreicht, nee, damit hätte ich auf keinen Fall gerechnet. Aber sagen wir‘s mal so: Es macht jeden Tag verdammt Bock aufzustehen und diese ganzen verrückten Dinge zu erleben. Deine Karriere musste zunächst einen Dämpfer verkraften.
Nach deinem guten Abschneiden bei der Show „The Voice Of Germany“ gab es Differenzen mit deinem damaligen Label. Das Debüt „Laufen lernen“ hast du in Eigenregie veröffentlicht, doch leider stellte sich der gewünschte Erfolg nicht ein. Was denkst du, wenn du auf diese Zeit heute zurückblickst? Haben dich diese Erfahrungen frustriert oder hatte es vielleicht auch sein Gutes, dass sich dein Erfolg etwas langsamer entwickelt hat?
Für mich war es als Künstler und Mensch total wichtig, dass sich das alles über Jahre hinweg organisch entwickelt hat. Wenn das von 0 auf 100 geht, kann das auch mal sehr ungesund für den Charakter sein, glaube ich. Allerdings muss ich zu meinen ersten Album noch etwas anmerken: Ich wusste natürlich, dass man mit einer Crowdfunding-finanzierten Platte nicht den riesengroßen Erfolg hinbekommt. Dafür ist das Marketingbudget einfach viel zu gering und ohne große Plattenfirma ist es kaum möglich, wirklich viele Menschen zu erreichen. Dennoch war mein erstes Album aber unglaublich wichtig, um einfach wahrgenommen zu werden und den Leuten damit zu zeigen: Ey, ich bin auch hier und ich kann mehr, als nur Songs bei einer Castingshow nachsingen.
Nach der Schule hast du ein Jahr Work and Travel in Australien gemacht und als Straßenmusiker gearbeitet. Wie wichtig war diese Erfahrung für dich?
Das war eine super Erfahrung! Ich stand da echt oft erstmal eine halbe Stunde allein mit der Gitarre auf der Straße und musste um jeden einzelnen Zuhörer kämpfen. Da musst du mit einer Mörderenergie auftreten, um die Leute für dich zu gewinnen, dabei habe ich auf jeden Fall gelernt, ein guter Frontmann zu werden und auch auf größeren Bühnen gut bestehen zu können.
Was wäre passiert, wenn es mit der Musik nicht geklappt hätte? Ga es einen Plan B für Dein Leben?
So einen richtigen Plan B gab’s nie. Wenn das mit der eigenen Musik nichts geworden wäre, hätte ich wohl weiterhin als Covermusiker meine Auftritte gespielt und irgendetwas sinnfreies nebenher studiert.
Seit einigen Jahren werden junge deutschsprachige Songwriter gerne unter dem Begriff „Deutschpoeten“ zusammengefasst. Dazu zählen gemeinhin Künstler wie Tim Bendzko, Adel Tawil, Clueso, Philipp Poisel, Wincent Weiss und auch du. Warum ist deutschsprachige Musik so beliebt?
Früher gab es einfach noch nicht so viele deutsche Künstler. Da hat sich in den letzen Jahren wirklich einiges getan und die Leute sind auch viel offener für deutsche Musik geworden. Heutzutage ist es völlig normal geworden, dass auch deutsche Popmusik im Radio läuft, und viele deutsch singende Künstler auf Tour gehen. Deutscher Pop hat sich allmählich richtig etabliert und die Leute haben richtig Spaß daran, die Storys zu verstehen, die der Typ da oben auf der Bühne singt.
Nach deiner vielerorts ausverkauften „Der Junge, der rennt“ - Tour, bist du nun am 25.05. zu Gast auf dem Schlossgrabenfest, wo du vor 20.000 Leuten spielen wirst. Freust du dich schon auf die Show? Was dürfen die Fans von dir erwarten?
Ich freue mich unglaublich auf das Schlossgrabenfest. Vor so vielen Menschen spielt man auch nicht alle Tage. Ihr könnt euch auf eine schöne, rockige Show einstellen. Live geht das Ganze noch mal mehr nach vorne als auf der Platte! Trotz der Größe des Konzerts werde ich versuchen, eine gewisse Intimität herzustellen. Ich möchte immer, dass mich die Leute während einer Show auch ganz gut kennenlernen.
Verbindest du denn mit Darmstadt auch persönliche Erinnerungen? Du bist ja nahe Karlsruhe aufgewachsen und warst einige Zeit Teil im Bandpool der Popakademie Mannheim. Also, um die Ecke sozusagen.
2014 war ich selbst noch Gast beim Schlossgrabenfest und habe den Kollegen Joris angefeuert, als er damals bei euch sein erstes großes Open Air gespielt hat. Wir kannten uns über meine Produzenten, mit denen ich in einer WG zusammengewohnt habe. Ich fand die Stimmung damals tierisch gut und war echt geflasht, wie viele Leute zu dem Event gepilgert sind. Damals ist auch grade der SV Darmstadt 98 aufgestiegen, da war die Stimmung ja sowieso grandios. Jetzt selbst dort als Headliner zu spielen, ist natürlich eine Riesensache für mich!
Letzte Frage: Wie wird es nach dem ganzen Rummel um „Der Junge, der rennt“ und der anstehenden Festivaltour weitergehen, gibt es schon Pläne?
Das Jahr ist bis November schon komplett durchgeplant. Danach werde ich mich langsam zurückziehen und an neuen Songs schreiben. Vielleicht fahre ich aber auch erstmal ein paar Monate weg und lasse mich auf irgendeiner einsamen Insel inspirieren.
Vielen Dank für das Gespräch.
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