Er behauptet sich mit seiner speziellen Kiosk-Bauform - der schräg geneigten Vitrinenverglasung - auf dem Plätzchen zwischen drei Straßen. Die Scheiben rundherum machen neugierig, laden zum Hineinschauen ein, man fragt sich: Was hat es mit diesem freistehenden Pavillon mit rundem Sockel und Kuppeldach auf sich, was steckt in ihm? Erbaut 1954 an der Bessunger-/Ecke Moltkestraße ist er nun knapp siebzig Jahre alt und thront in bestem Zustand an seinem Standort. Ab 1975 wurde dieser Ein-Raum- Bau als Kiosk genutzt. Das war wohl auch seine Blütezeit - bis der Betreiber irgendwann die Türe zuschloss. Seitdem kann man ihn nur von außen inspizieren. Dass das Häuschen jetzt wieder so gut dasteht und als Kiosk mit Lollies, Lakritze, Mäusespeck und Drinks für die Bürger zur Verfügung steht, hat der sechs Quadratmeter große Bau den rührigen Menschen des Vereins „Zusammen in der Postsiedlung“ zu verdanken. Zwischendrin wurden zwar auch mal kleine Ausstellungen darin präsentiert oder auch Eintagsveranstaltungen geboten, denn die kleine Verkaufsstelle weckte immer schon die Fantasie kreativer Menschen, aber jetzt soll der Minibau zum Quartierstreffpunkt für Jung und Alt werden. Die Ehrenamtlichen kümmern sich seit geraumer Zeit liebevoll um das Kleinod, das - typisch für einen Kiosk - nach allen Seiten hin geöffnet ist. Sie haben es auf Vordermann gebracht und hoffen nun, dass sich die Postsiedler - und Menschen aus anderen Quartieren - hier zum Plausch treffen. Dafür wurde viel getan: Im beengten Keller wurde alles saniert. Es gibt nun einen Glasfaseranschluss, eine moderne Warmwasserversorgung und eine Starkstromleitung - alles ist auf dem neuesten Stand einer guten Hygiene- wie Energieversorgung. Das ist freilich den Kunden Wurst, wenn sie oben weiße Mäuse oder schwarze Schnecken essen und das mit Bluna runterspülen. Die Einrichtung besteht aus Jukebox und Schallplatten, 800 an der Zahl, sowie originalen Zeitungen, Kühlschrank, Siebzigerjahretelefon und -Kaffeemaschine. Dass der denkmalgeschützte Bau nun wieder mit Leben erfüllt ist, entging auch einem Komitee nicht: Im Herbst 2021 hat die engagierte Gruppe den Ehrenamtspreis des Hessischen Denkmalschutz(preis) erhalten. Recht selten wird ein solches Alltagsgebäude mit einer derartigen Auszeichnung gewürdigt: Dies zeigt die hohe Wertschätzung gegenüber des hehren Projekts, den Kiosk wiederzubeleben, betont Bastian Ripper, der Vorsitzende des Vereins „Zusammen in der Postsiedlung“. Auf der Wiese drumherum, um die es zunächst massive Streitigkeiten um die Nutzung gab, laden ein paar wenige Bierbänke und Tische zum Verweilen ein. Der Verein setzt sich unentgeltlich für die Pflege und Wässerung der Rasenfläche ein. Dieser kleine Kaffeegarten ist wichtig für den Kioskbetrieb, weil es den Vereinsmitgliedern am Herzen liegt, dass man sich hier kennenlernt und immer wieder treffen kann. Viele lieben den gewohnten Filterkaffee aus der guten alten Zeit, frisch und köstlich aus der orangefarbenen Maschine gewonnen, trinken Afri-Cola oder Zitronenlimo und freuen sich auf ein Eis oder eine gemischte Tüte. Der ebenfalls vom Verein betriebene Umsonstladen, schräg gegenüber, ist auch so ein tolles Projekt, an dem die Bürger Freude haben. Die Siebzigerjahre-Fête zur offiziellen Eröffnung, die für den 15. September geplant war, findet leider nun doch nicht statt. Schuld daran waren die Querelen um die Wiesenflächennutzung. Der Streit ist zwar beigelegt, aber den Musikern wurde abgesagt und sie konnten dann nicht mehr gewonnen werden - auch die Bühne war nicht mehr verfügbar. Im Oktober wollten die Betreiber kein Open- Air-Fest mehr wagen. Ansonsten ist der Kiosk immer montags und samstags zwischen 15 und 18 Uhr sowie donnerstags von 11 bis 14 Uhr geöffnet.
Am Kiosk geht‘s rund
Nach allen Seiten hin offene Verkaufsstelle im Nostalgielook bietet Filterkaffee, Zeitungen, Jukebox, Limo, Lutscher, Lakritz