Kaum blinzeln die ersten Sonnenstrahlen durch die Wolken, strömt alles und jeder nach draußen, um dieses unglaubliche Naturwunder zu bestaunen. „Ach endlich“, hört man sie murmeln – „ich hab‘ schon fast nicht mehr dran geglaubt“ freut sich ein anderer. Doch so sehr der Sommer von vielen herbeigesehnt wird, es gibt einige Gründe, warum ich lieber im Dauerfrühling bleiben würde.
Punkt eins, warum mir der Sommer stinkt: Er stinkt! Wer schon einmal im überfüllten Bus neben einem Homo sapiens mit atemberaubender Achselhaarpracht, der die Entdeckung des Deodorants scheinbar verpasst hat, stand, wird verstehen was ich meine. Außerdem müssen meine Augen Dinge ertragen, die kaum zu ertragen sind. Socken in Sandalen etwa, oder knappe Klamotten an nicht zu knappen Menschen.
Ständig wird von einem verlangt, etwas tun zu müssen. Es ist ja schließlich Sommer, gutes Wetter, dass muss ja ausgenutzt werden. Ich werde also mitgeschleift zur Fahrradtour, bei der mein Kreislauf nach 15 Kilometern in der prallen Sonne schlappmacht. Außerdem erinnere ich optisch an eine Tomate, die zu Höchstpreisen verkauft werden könnte. Mein hochroter Kopf, der auf eine Mischung aus Anstrengung und Sonnenbrand zurückzuführen ist, leuchtet kilometerweit. Wenigstens können mich meine Freunde jetzt immer wiederfinden.
Aber wisst ihr, was meine Freunde noch mehr lieben als Radtouren? Richtig, Grillpartys. Und wer liebt die noch mehr als meine Freunde? Alle Schnaken, die diesen Planeten jemals bevölkert haben – und alle Ameisen und Käfer.
Beim Eis essen liefere ich mir mit Bienen und Wespen einen Kampf um das erfrischende Kalte, der heißer als das Wetter ist. Es ist mir unerklärlich, warum wir nicht einfach Frieden mit diesen fiesen Flugtieren schließen können. Ich setze mich schließlich auch nicht vor deren Blume und schlürfe genüsslich Nektar. Vielleicht hat es ja religiöse Gründe zur Ursache: Bienen, Wespen und Co. sind ja bekanntermaßen in Sekten.
Im Freibad platziere ich mein Handtuch in einer Herde seinesgleichen, hier gibt es viel zu viele Menschen zu Wasser und zu Land. Zusätzlich gilt: sehen und gesehen werden. Von Selbstwertgefühl und Entspannung keine Spur.
Jeder heiße Sommertag endet schließlich mit dem täglichen Kampf des Einschlafens. Bei Temperaturen, die zwischen flüssiger Lava und Sonnenoberfläche schwanken, ist dies beinahe unmöglich. Mit Decke – viel zu heiß, ich werde in meiner eigenen Suppe gekocht. Ohne Decke – immer noch zu heiß, aber Monster könnten mich holen kommen. Nach wenigen Stunden unterbrochenen Schlafes geht um fünf Uhr morgen die heißgeliebte Sonne auf, um einen neuen blöden Sommertag zu verkünden.