Das Beste aus zwei Welten
Westliche Medizin trifft auf Naturheilverfahren und Physiotherapie
© Klaus Mai
Bereits 70 Prozent aller Patienten verwenden zusätzlich zur schulmedizinischen Behandlung alternative Heilmethoden. Die neue Praxis für integrative Medizin in Darmstadt verbindet die klassische Schulmedizin mit chinesischer Medizin, Feldenkrais und manuellen Anwendungen. FRIZZ-Redakteurin Martina Noltemeier hat Jens Evers, Praxisinhaber und Facharzt für physikalische und rehabilitative Medizin, besucht und nach seinem Weg zur Gesundheit befragt.
Herr Evers, Sie haben eine Praxis für integrative Medizin eröffnet. Was bedeutet das?
Integrative Medizin bezeichnet eine medizinische Fachrichtung, die das wissenschaftlich anerkannte Wissen der westlichen Medizin mit dem Erfahrungsschatz der Naturheilverfahren, Physiotherapie und bei Bedarf Psychotherapie verbindet.
Aus welchen Säulen besteht Ihr Behandlungskonzept?
Mein Ansatz umfasst:
1. die Schulmedizin. Ich habe in Heidelberg und Mannheim Medizin studiert, mich zum Facharzt weitergebildet, in verschiedenen Kliniken gearbeitet, zuletzt als Oberarzt in einer Klinik für Hörstörungen, Tinnitus und Schwindel in Bad Nauheim.
2. Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) auf universitärem Niveau, eine seit mehreren tausend Jahren praktizierte Medizin. Hier decke ich die ganze Bandbreite von Akkupunktur über Ernährungsberatung bis zur Kräuterheilkunde ab.
3. Körperorientierte Methoden wie die Feldenkrais-Methode, die sich als sanfte, gesundheitsfördernde Bewegungsmethode und als sehr wirksam für den Abbau von Stress, Verminderung von Rücken-, Nacken- und Schulterschmerzen bewährt hat. Diese wird um manuelle Medizin und osteopathische Techniken ergänzt. Das Zusammenspiel verschiedener Methoden, für die ich alle umfassende Aus- und Fortbildungen besucht und intensive Erfahrungen gesammelt habe, ermöglicht mir, die Patienten ganzheitlich zu betrachten und zu behandeln.
Damit baut Ihr Ansatz Brücken zwischen verschiedenen medizinischen Methoden und Denkansätzen?
Das stimmt. Bei meiner Arbeit kombiniere ich die medizinisch-westliche Diagnosestellung und Therapie mit östlichen Diagnosewegen und Behandlungsprinzipien – also die nachweislich wirksamen Teile der Naturheilkunde wie Akupunktur, Kräuterheilkunde und Ernährung sowie mit der Feldenkraismethode. Es wird sozusagen des Beste aus zwei Welten vereint. Ergebnis ist eine moderne, individuelle Medizin.
Herr Evers, wie läuft das erste Gespräch in Ihrer Praxis ab?
Für das erste Gespräch nehme ich mir viel Zeit; die Patienten sollen auch selbst Fragen formulieren. Mir ist wichtig, dass ich Menschen behandle und keine Krankheiten. Ein Erstgespräch im Bereich der Chinesischen Heilmedizin – der TCM – dauert rund eine Stunde. Dabei werden Dinge erfragt wie Schlaf, Verdauung etc., die Pulse ertastet und eine Zungendiagnose durchgeführt.
Wie erfolgt eine Untersuchung bei Ihnen?
Die meisten Patienten bringen Unterlagen mit, z.B. Befunde von ihrem Hausarzt, Röntgen- oder MRT-Aufnahmen.
In der Regel führe ich dann eine Ganzkörperuntersuchung durch und betrachte auch die Funktionen im Stehen, Sitzen und Liegen sowie im Gehen und die Wechsel vom Stehen zum Sitzen zum Liegen. Dann folgt der Vorschlag für eine Therapie.
Welche Patienten werden bei Ihnen behandelt?
1. Menschen mit häufig auftretenden Schmerzen, mit psychosomatisch-neurologischen Störungen oder Bewegungseinschränkungen, chronischem Schmerzsyndrom, aber auch allgemeine Haltungs- und Bewegungsstörungen. Darüber hinaus unterstütze ich die psychomotorische Entwicklungsförderung von Kindern und Jugendlichen.
2. Menschen mit stressbedingten „Anpassungskrankheiten“ einschließlich Angstneurosen, Depressionen, Atembeschwerden, Tinnitus, Kopfschmerzen, Überanstrengung der Augen.
3. Menschen mit unklaren Symptomen oder chronischen Beschwerden, die im Rahmen einer schulmedizinischen Diagnostik und Behandlung bisher nicht zufrieden stellend gebessert werden konnten.
4. Menschen, die bereits ein „hohes Leistungsniveau“ (u.a. Sportler, Musiker, Schauspieler) erreicht haben und auch weiterhin an sich arbeiten wollen.
5. Es kommen auch Patienten mit dem Wunsch einer ärztlichen Zweitmeinung.
Die Kostenabrechnung erfolgt im Rahmen der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ), willkommen ist jeder, ob Selbstzahler oder Privatpatient. Die Kassen übernehmen die Kosten leider nicht.
Auf was legen Sie besonderen Wert?
Ich lege großen Wert auf das individuelle Gespräch und die Arzt-Patienten-Beziehung. Mein Ziel ist es, für jeden Patienten individuell und ganzheitlich die beste Therapie zu finden und dabei die Nebenwirkungen soweit wie möglich zu reduzieren.
Wichtig ist mir, die Eigenverantwortlichkeit meiner Patienten zu stärken, sie zu motivieren selbst etwas für den Erhalt ihrer Gesundheit zu tun.
Dabei kommt der Fähigkeit, eine Kompetenz in sich selbst zu entfalten, eine Schlüsselrolle zu. Ich finde, die Bewegungsarbeit ist eine gute Möglichkeit dafür.
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