Im D42 der Caritas in der Dieburger Straße arbeiten auch psychisch kranke Menschen, die hier eine Beschäftigung finden und sich weiterentwickeln können. Claudia Bock vom Gemeindepsychiatrischen Zentrum der Caritas und zwei Mitarbeitende im Gespräch. Es ist 11:30 Uhr und das Essen für den Mittagstisch – im Moment leider nur to go – wird geliefert. Das Team vom D42 in der Dieburger Straße ist eifrig dabei, alles vorzubereiten. Vor fünf Jahren hatte Claudia Bock die Idee, den Café-Laden der Caritas in ein Bistro umzugestalten. Das D42 ist ein ganz besonderes Bistro, in dem Menschen mit und ohne Handicap arbeiten. Hier wird Menschen mit psychischen Krankheiten in einem „Realbetrieb“ die Chance gegeben, sich auszuprobieren. „Es geht um Beschäftigung und Qualifizierung,“ auch um Ausbildungsplätze und Praktika; die Mitarbeitenden werden von Fachkräften angeleitet. „Das Thema Arbeit ist sehr wichtig und steigert das Selbstwertgefühl“. Hier sind rund 30 Menschen, die verschiedene Caritas-Tagesstätten besuchen oder im Wohnheim Haus Elim leben, beschäftigt. Die Arbeitsplätze werden von der Landeswohlfahrtpflege finanziert und von der DESTAG-Stiftung und der Firma Merck unterstützt. Die Aufgabe der Betriebsleiterin ist, die wirtschaftlichen und pädagogischen Aspekte des Betriebs zu verknüpfen, mit Hotel- und pädagogischen Fachkräften ist sie im regelmäßigen Austausch. Claudia Bock hat schon viele Erfahrungen als Betriebsleiterin des Karolinger Hofs in Lorsch gesammelt. In diesem inklusiven Hotel arbeiten 50 Menschen mit geistigen, psychischen oder körperlichen Behinderungen – ein Vorzeigeprojekt auf sehr hohem Niveau. In das D42 kommt ein gemischtes Publikum, darunter viele Stammgäste, auch Personal aus dem gegenüberliegenden Alice-Hospital. „Das D42 hat sich sehr gut entwickelt“, so Bock. Vor Corona kamen täglich bis zu 60 Gäste. Mittagstisch gibt es zurzeit von Montag bis Freitag von 11 bis 15 Uhr zum Abholen mit einer ständig wechselnden Speisekarte, darunter ein vegetarisches Gericht, zu moderaten Preisen (meist um die 7 Euro). Gekocht wird mit frischen Zutaten. Frau K. ist von Anfang an dabei und inzwischen „die gute Seele“ des D42. Vorher war sie in der Caritas-Tagesstätte für psychisch erkrankte Erwachsene in Griesheim tätig. Die gelernte Hauswirtschaftshelferin arbeitet sehr gerne im Service hinter der Theke und ist froh, im D42 eine Beschäftigung gefunden zu haben – „ihrer zweiten Familie“. Herr K. kam vor einem Jahr über eine Fördermaßnahme des Jobcenters zum D42. Er besuchte die Sprachheilschule Herderschule und war länger in einer Caritas-Einrichtung in Bensheim, bis er wieder nach Darmstadt kam. Das Alleinleben fiel ihm schwer. Durch die Tätigkeit im D42 erhielt sein Leben wieder eine Struktur, „der Rollladen ging wieder hoch“ und er kommt sehr gerne zur Arbeit. Alle hoffen, dass der Lockdown bald beendet werden kann. Claudia Bock ist immer wieder begeistert, wenn sie sieht, wie die Menschen sich hier entwickeln und gute Wege gehen. Im D42 entstehen eine tolle Gemeinschaft und ein angenehmer Umgang miteinander. Wichtig ist, den Mitarbeitenden auf Augenhöhe zu begegnen. „Dann entwickeln sie sich von einer vertrockneten Primel zur Rose“, schmunzelt sie.
©Martina Noltemeier
Bistro D42
Bistro 42 Dieburger Straße 42, Darmstadt aktuelle Öffnungszeiten: Mo-Fr von 11 bis 15 Uhr können Speisen abgeholt werden (Barzahlung oder EC-Karten-Zahlung). Vorbestellungen unter: 06151/961199 möglich. ZUR WEBSITE