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Foto: Christina Huber
Caro North
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Foto: Klaus Mai
Caro North
Caro North, eine der TOP-Kletterinnen in Deutschland, hat sich schon zu vielen Gipfeln ihren Weg gebahnt über Fels, Schnee und Eis. Ihr bislang größter Erfolg: im April 2015 hat sie als Teil der ersten frei kletternden Frauenseilschaft den Cerro Torre in Patagonien bestiegen. FRIZZ - Das Magazin traf die junge Gipfelstürmerin in Darmstadt.
Berge sind ihr Element. Geboren in der Schweiz, zog die Familie nach Darmstadt um, als Caro drei Jahre alt war. Doch das Klettern lag ihr einfach im Blut: mit 11 Jahren wurde sie Mitglied einer Jugendgruppe des Deutschen Alpenvereins (DAV). „Klettern fand ich schon immer cool, am liebsten war ich am Fels unterwegs. Ich bin einfach gern draußen in der Natur“, erzählt die 25-Jährige. Mit 16 war die Edith-Stein-Schülerin während eines Austauschjahres in Argentinien, wo sie viele Freunde gefunden hat. „Der Austausch war eine Mega Erfahrung. Es hat mir mehr gebracht als so mancher Schulstoff“. Auf der Suche nach Klettermöglichkeiten in Argentinien lernte sie viele Kletterer kennen und nahm an einer ersten Expedition zum Aconcagua teil. „Dort habe ich wirklich Feuer gefangen.“ Sie kletterte einige Wettkämpfe auf nationaler Ebene mit, u.a. bei der Deutschen Weltmeisterschaft 2009, merkte aber, dass das Klettern in der Natur ihr mehr Freude bereitet. Heute ist sie meist hochalpin unterwegs.
Von 2011-2013 gehört Caro dem 1. Frauenexpeditionskader des DAV an. Inzwischen kann sie zumindest ihre Expeditionen durch Sponsoren finanzieren, u.a. die Firma Mammut – dem Schweizer Hersteller von Bergsport-, Kletter-, Outdoor- und Schneesport-Ausrüstung. Hier ist sie nach Abschluss ihres Studiums der Umweltwissenschaften in Lausanne als Technical Representive angestellt und entwickelt Funktionskleidung mit. 2015 wurde mit einer 360-Grad-Kamera für Mammut ein Film im Yosemite Park über „The Nose“ Route des El Capitan gedreht, in dem sie zu sehen ist. In diesem Jahr wird auch ein 360-Grad-Panorama-Film über Caro beim Klettern in Moab (Utah) zu erleben sein (project360.mammut.ch) – User können die Abenteuer damit virtuell nachvollziehen.
„Der Cerro Torre hat mich gepackt“.
Ihr größter Erfolg, der auch durch die internationale Presse ging, war die erste freie Besteigung des Cerro Torre zusammen mit Christina Huber aus Garmisch-Partenkirchen. Der Cerro Torre ist aufgrund seiner steil aufragenden, glatten Granitwände und der extrem widrigen Wetterbedingungen nur sehr schwer zu besteigen. Er gilt daher unter Bergsteigern als einer der schwierigsten, aber auch zugleich schönsten Gipfel der Welt. „Ich hätte nie gedacht, dass ich diesen Berg eines Tages erklettern könnte“. Der erste Versuch endete 2010 200 Meter unter dem Gipfel. Aber der faszinierende Berg ließ sie nicht mehr los. Beim zweiten Mal verhinderte schlechtes Wetter den Aufstieg, aber beim dritten Versuch lief alles gut. Fünf Tage dauerte der Trip nach oben, allein drei Tage davon waren die beiden zu Fuß mit Gepäck unterwegs, übernachteten im Zelt. „Von oben hat man einen Wahnsinnsblick. Es ist ein genialer Moment - man ist sehr happy. Gleichzeitig weiß man aber, dass man erst die Hälfte geschafft hat und einem noch der schwierige Abstieg bevorsteht“ – und der gestaltete sich tatsächlich als Höllentour. Sie mussten Tage über eine Riesen-Eisfläche laufen. Weil der Wind zu stark war, konnten sie ihr Zelt nicht aufbauen, waren 48 Stunden wach und liefen 20 Stunden am Stück. „Am Ende hatten wir Halluzinationen und sahen Leute, wo keine waren.“
Caro liebt es „möglichst steil, weit weg und unglaublich hoch“. Dabei klettert sie nur ohne Sauerstoff. Die höchste Höhe, die sie erreicht hat, war 6.850 Meter hoch. Ihr geht es aber nicht um die Höhe sondern darum, wie schwierig der Berg zu besteigen ist. „Der Kopf spielt beim Klettern eine große Rolle. Wenn man im Kopf nicht frei ist, kann man nicht klettern. Angst ist durchaus etwas Gesundes, aber sie blockiert mich nicht“. Um fit zu bleiben, muss man außerdem ständig trainieren und viel laufen, erzählt die schmale Kletterin. Unterwegs ist ihr Terra Band im Einsatz.
Caro ist gerne in der Welt unterwegs. Das Reisen liegt in der Familie. Ihr Vater, Professor der Wirtschaftswissenschaften, war durch seine Forschungsarbeiten in vielen Ländern unterwegs und nahm oft seine Familie mit.
Erstbegehungen sind ihr Ding. Es gibt noch so viele Berge auf der ganzen Welt, die sie erklettern möchte. „Ich habe noch genug zu tun. Meine Träume gehen mir nicht aus“.