© Klaus Mai
Jonathan Heimes
Jonathan Heimes: „Du musst kämpfen. Es ist noch nichts verloren"
Jonathan „Johnny“ Heimes ist ein Tennis-Wunderkind. Mit 14 Jahren wird dann sein ganzes Leben auf den Kopf gestellt: Der Hessische Jugendmeister erhält die Diagnose: Gehirntumor. Seitdem hat er der Krankheit den Kampf angesagt, selbst von Rückschlägen lässt er sich nicht ausbremsen. Seit 2010 ist er querschnittsgelähmt.
Mit Andrea Petkovic, mit der er zusammen im gleichen Club trainierte, hat er die Aktion „Du musst kämpfen. Es ist noch nichts verloren“ zugunsten krebskranker Kinder ins Leben gerufen. Durch den Verkauf von Motivationsarmbändchen haben sie schon 40.000 Euro eingenommen. Die Fußballspieler von SV Darmstadt 98 trugen diese Bändchen im Relegations-Rückspiel gegen Bielefeld - das Symbol hat ihnen Kraft gegeben. FRIZZ stellt Johnny vor ...
Johnny ist ein echter Fußball-Fan. Sein Zimmer im Dachgeschoss in Bessungen würde die Augen vieler Fußball-Fans zum Leuchten bringen: T-Shirts mit Original-Unterschriften von Spielern von Bayern München, Borussia Dortmund, vom HSV sowie Fotos und Autogramme zieren die Wände. Sogar einen Pulli und eine Jacke von Jogi Löw nennt er sein eigen, viele Prominente lassen sich gern mit Johnny fotografieren. „Meine Top-Favoriten sind der HSV und SV98“.
Sport ist sein Leben. Sein Talent und seine herausragende motorische Begabung entdeckte der Vater der erfolgreichen Darmstädter Tennisspielerin Andrea Petkovic. Mit 12 war er bereits Hessischer Tennis-Jugendmeister, trainierte mit Andrea im Tennis- und Eisclub Darmstadt e.V. (TEC), außerdem spielte er Fußball und Badminton. Im Alter von 14 Jahre klagte er über ständige Übelkeit und sah doppelt, traf die Bälle nicht mehr. Die Diagnose: ein bösartiger Tumor im Kleinhirn, dem Bereich, der die Feinmotorik steuert; zwei Operationen, Bestrahlungen und zig Chemobehandlungen folgten, vieles musste wieder neu gelernt werden. Er erholte sich, ging wieder zur Viktoriaschule und machte an der Marienhöhe sein Fach-Abitur. „Es war eine sehr schwere Zeit, vor allem für mich als Sportler“, so Heimes. „Das ist wie Achterbahn fahren“, und man lernt seine wahren Freunde kennen. Mit 20 Jahren dann ein Rückschlag: Metastasen an der Wirbelsäule – Querschnittslähmung. Es folgten weitere Operationen, Chemotherapien, starke Schmerzen. Mit seinem eisernen Willen und seiner Stärke bekämpfte er die Krankheit, lernte wieder laufen. „Man muss sich rauskämpfen“. Dann im Februar 2013 die niederschmetternde Diagnose: wieder Metastasen im Kopf. Spezielle Hochdosis-Chemoblöcke inklusive Stammzellentherapien, mit denen in Kanada schon gute Erfolge erzielt wurden, sollen helfen. Das Schlimmste war dabei für Johnny, seiner Familie und Freunden die Diagnose beizubringen, er selbst kommt damit besser klar. „Es war wie ein Kinofilm mit der Hauptrolle Jonathan Heimes. Ohne die Nebendarsteller – Familie und Freunde – wäre dieser Film nicht entstanden“. Seinen Eltern und seiner drei Jahre älteren Schwester Anna-Lena ist er sehr dankbar. Seine Mutter, eine Lehrerin, hat ihn immer wieder motiviert. Auch sein allerbester Freund Niki steht nach wie vor an seiner Seite.
Mit Andrea Petkovic zusammen hat er die Aktion „Du musst kämpfen. Es ist noch nichts verloren.“ zugunsten des Vereins Hilfe für krebskranke Kinder Frankfurt e.V. ins Leben gerufen. Damit wollen die beiden eine Brücke zwischen dem Sport und krebskranken Kindern schlagen. Diesen Spruch hat ihm nach einer Diagnose ein Freund per sms geschickt und sie ist zu seinem Lebensmotto geworden. Verkauft werden Silikon-Armbändchen mit verschiedenen Motiven (Deutschland, SV98, Italien) und eben diesem Motto. In einem Jahr wurden nur durch den Verkauf der Bändchen 40.000 Euro eingenommen. Die Motivations-Bändchen dienten auch symbolisch den Fußballspielern des SV98 als Kraftspender. Als nach dem Relegation-Heimspiel schon der Aufstieg in die 2. Bundesliga verloren schien, wurde Johnny am Tag danach von dem CO-Trainer Sascha Franz raus geklingelt: Wir brauchen die Bändchen für unsere Spieler. Das Spiel in Bielefeld stand dann auch unter dem Motto „Du musst kämpfen“: Alle SV98-Spieler trugen die Bändchen am Handgelenk und wie durch ein Wunder fiel in der Nachspielzeit das entscheidende Tor für den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Trainer Dirk Schuster sagte zu ihm, dass es wichtig sei, sich an etwas festzuklammern, etwas, das Mut macht: „Johnny, du bist der Aufstieg!“.
Ende 2012 ist sein Buch „Comebacks“ erschienen, in dem er über seine „drei“ Leben berichtet, das Vorwort „Aufschlag“ stammt von Andrea Petkovic. Sie schreibt: „Für mich ist Johnny nicht nur Spitzensportler ..., sondern auch ein Vorbild und eine Inspiration“. Er bringe die drei Tugenden Mut, Durchhaltevermögen und Willenskraft zusammen. Eigentlich ist er keine Leseratte, berichtet Johnny, doch seine Erfahrungen will er weitergeben und Mut machen. „Es war nicht immer einfach, in der Vergangenheit zu wühlen. Aber ich möchte anderen Werte vermitteln und schildern, wie man mit Rückschlägen im Leben umgehen und durchhalten kann“. Die Bücher sind beim Bücherwurm, Jahnstraße 1, Darmstadt oder per Mail an johnny.comebacks@gmail.com erhältlich.
Sein größter Wunsch für die Zukunft ist es, wieder laufen zu lernen. So wie ich Johnny kennen gelernt haben, wird er es schaffen.